Olivenöl:Kalt gepresst, heiß geliebt

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Der Durchschnittspreis für Olivenöl lag im Sommer in Deutschland bei fast zehn Euro pro Liter. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Der Preis für gutes Olivenöl ist in schwindelerregende Höhen geklettert, doch jetzt gibt es Hinweise auf eine Trendwende.

Von Marc Beise, Rom

Im Süden des griechischen Peloponnes, wo eines der besten Olivenöle der Welt produziert wird, standen die Bauern gerade vor einer schwierigen Entscheidung: Sollten sie nach einem langen, ungewöhnlich heißen und regenfreien Sommer trotzdem bereits Ende Oktober mit der Ernte der Olivenbäume beginnen und damit nach der gängigen Formel eine besonders hohe Qualität bei geringerer Menge erwirtschaften – oder noch abwarten in der Hoffnung auf Regen, was größere Oliven und damit vollere Tanks verspräche. Jetzt weiß man: Wer um des höheren Ertrags willen noch wartete, hat in diesem Jahr alles richtig gemacht: Am 11. November öffneten sich die Himmelsschleusen, und es begann ausgiebig zu regnen, was die trockenen Bäume und ihre häufig verschrumpelten Früchte schon nach wenigen Tagen aufleben ließ.

Die Beobachtung vor Ort entspricht der Prognose großer Olivenöl-Händler, die für den Jahreswechsel eine allgemein größere Ausbeute und damit sinkende Preise versprechen. Den Konsumenten ist das herzlich willkommen, so teuer das Öl zuletzt geworden ist. Eine Grafik des Internationalen Währungsfonds (IWF) zum weltweiten Durchschnittspreis zeigt für 2024 einen gewaltigen Ausschlag nach oben auf mehr als 10 000 Euro die Tonne, vor fünf Jahren waren es noch deutlich unter 2000 Euro. Die konkrete Folge spüren die Verbraucher an der Supermarktkasse. Gutes natives Olivenöl, Bio-Qualität, erstklassige Kalt-Pressung, kostet zwischen 15 bis 25 Euro pro Liter. Wer weniger bezahlt, kann Glück haben und trotzdem gute Qualität bekommen, aber wahrscheinlich ist das nicht.

Aus Italiens Anbaugebieten kommen widersprüchliche Signale

Der Durchschnittspreis, den das Statistische Bundesamt für Deutschland ermittelt hat, lag im Sommer 2024 bei fast zehn Euro pro Liter, das waren bis zu 45 Prozent mehr als ein Jahr zuvor; so sehr hat sich im gleichen Zeitraum kein anderes Lebensmittel verteuert. Neuerdings gehen die Preise etwas zurück, bei Discountern wie Aldi um ein bis zwei Euro pro Liter. So könnte es weitergehen, zumal nicht nur Griechenland, sondern vor allem auch Spanien nach zwei desaströsen Jahren wieder eine bessere Ernte meldet.

Spanien ist mit weitem Abstand Marktführer, was man in einen anschaulichen Vergleich packen kann: Wenn die gesamte europäische Olivenölernte in zwei Flaschen passte, dann wäre eine Flasche komplett aus spanischer Produktion, während alle andere Länder sich die andere Flasche teilten. Dennoch gilt Italien vielen Deutschen als Olivenöl-Land schlechthin – und ausgerechnet hier ist die Lage weiter unklar. Die Berichte aus den Hainen von der Toskana über Apulien bis Sizilien sind widersprüchlich. Während manche Bauern über erneut schlecht bestückte Bäume klagen, sind andere wieder ganz zufrieden.

Wenn es also insgesamt wieder besser laufen sollte mit der Olivenernte, könnte das auch Auswirkungen auf Ernährungsgewohnheiten haben. Mancher Kunde ist aus Kostengründen auf andere Speiseöle ausgewichen: Nun könnte er reumütig zurückkehren. Der Körper würde es danken: Es ist unbestritten, dass Olivenöl mit das Gesündeste ist, was der Mensch sich bieten kann.

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