Cyberangriffe:Hacker und ihre Opfer rüsten auf

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Server der Firmen sind ein Ziel der Angreifer. (Foto: Thomas Trutschel/imago/photothek)

In Deutschland sind 46 Prozent der Unternehmen schon einmal erfolgreich von Hackern angegriffen worden, das ist internationaler Rekord. Aber jetzt rüsten die meisten bei der Cybersicherheit auf. Leider tun die Cyberkriminellen das auch.

Von Kaja Adchayan

Es war eine Schwachstelle mit fatalen Folgen - am 3. März 2021 gab der Softwareentwickler Microsoft bekannt, dass sein E-Mail-Dienst Exchange Server Sicherheitslücken aufweist. Nutzer sollten innerhalb von drei Tagen Updates einspielen, um Hackern keine Einfallstore zu bieten. Wer das Zeitfenster verpasst hatte, musste sich nach Einschätzung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik als gehackt betrachten. "Denn verschiedene internationale Tätergruppen haben angefangen, das Netz nach solchen verwundbaren Systemen zu scannen und automatisiert Hintertüren zu installieren", erklärt Frank Rustemeyer vom Berliner IT-Dienstleister Hisolutions.

Das dürfte Unternehmen Millionen kosten. In Deutschland sind rund 60 000 Installationen potenziell betroffen. "Nicht in allen Fällen ist es tatsächlich zu Schäden gekommen", sagt Rustemeyer. Jedoch gehört Deutschland zu den Ländern mit den meisten Angriffen im Zusammenhang mit der Sicherheitslücke bei Microsoft. Die Bereinigung der Systeme sei sehr aufwendig, erklärt der Sicherheitsexperte. "Durch die verschiedenen Tätergruppen sind ganz unterschiedliche Arten von Schadsoftware eingebracht worden." Bis die Schwachstelle überall behoben ist, wird es dauern.

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"Deutschland ist ein großes Land und wirtschaftlich stark, weshalb es für Angreifer lukrativ ist, sich auf diesem Markt zu tummeln."

Dass die deutsche Wirtschaft für Hacker immer attraktiver wird, zeigt ein Bericht des Spezialversicherers Hiscox. Demnach gab es im Jahr 2020 hierzulande die meisten erfolgreichen Cyberangriffe. Deutschland lag mit einem Wert von 46 Prozent erfolgreich angegriffener Unternehmen leicht über dem internationalen Schnitt von 43 Prozent. Für die Untersuchung wurden 6 000 Unternehmen aus Deutschland, Großbritannien, den USA, Belgien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden und Irland befragt.

Deutschland verzeichnete 2020 auch die höchsten Kosten für Cyberangriffe. "Deutschland ist ein großes Land und wirtschaftlich stark, weshalb es für Angreifer lukrativ ist, sich auf diesem Markt zu tummeln und dort aktiv zu werden", erklärt der Hiscox-Cyberexperte Ole Sieverding. Dem gegenüber steht eine positive Entwicklung: Deutsche Firmen haben im internationalen Vergleich am meisten in Cybersicherheit investiert.

"Sowohl auf der Angreiferseite als auch auf der Verteidigerseite sehen wir ein Aufrüsten", betont Sieverding. Die Pandemie habe bei vielen Unternehmen nicht nur Digitalisierungsvorhaben beschleunigt, sondern auch das Bewusstsein für die IT-Sicherheit gesteigert. Gleichzeitig werden die Angriffe immer ausgefeilter. "Es ist ein Katz- und Mausspiel, das uns noch eine ganze Zeit begleiten wird."

Der Trend zu komplexeren und kostspieligeren Cyberschäden schlägt sich auch auf den Versicherungsschutz nieder. Experten rechnen mit einer sich beschleunigenden Verhärtung des Marktes - was bedeutet, dass die Preise steigen und die Versicherer ihren Kunden weniger Deckung zur Verfügung stellen. "Die Cyberversicherung hat eine unfassbar schnelle Änderungsgeschwindigkeit", erklärt Sieverding. Deshalb könnten Tarife auch nicht für Jahrzehnte gestaltet werden, sondern müssten stets an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.

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