Computerstörung:IT-Probleme dauern an – Firma Crowdstrike bittet um Entschuldigung

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Ausgerechnet zum Ferienbeginn fallen Flüge aus: Reisende auf dem Berliner Flughafen vor einer schwarzen Anzeigetafel. (Foto: Christoph Soeder/dpa)

Auf der ganzen Welt kommt es zu Problemen im Flugverkehr, in Deutschland ausgerechnet zur Urlaubszeit. Auch Banken, Medien und Kliniken sind betroffen. Der Grund ist ein Fehler bei einer texanischen IT-Sicherheitsfirma.

Technikausfälle führen derzeit weltweit zu großen Problemen bei Computersystemen. Betroffen ist vor allem der internationale Luftverkehr, aber auch Banken und Medien in mehreren Ländern. Einige Klinken müssen geplante Operationen verschieben. Ursache ist offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems des Herstellers Crowdstrike. Die Firma aus Texas meldet gegen Mittag, den Fehler gefunden zu haben. Eine Cyberattacke stecke nicht dahinter, heißt es. Gleichwohl werde es noch einige Zeit dauern, bis alles wieder normal laufe, sagt Firmenchef George Kurtz am Nachmittag in einem Interview.

Am Abend veröffentlicht die Firma einen Brief an Kunden und Partner, in denen Kurtz um Entschuldigung bittet und schreibt: „Crowdstrike ist sich der Schwere und der Folgen der Situation bewusst.“ Kurtz verspricht „vollständige Transparenz“, wie es zu dem Vorfall kam und was man unternehme, um eine Wiederholung zu verhindern.

In Deutschland melden vor allem Flughäfen und Airlines Schwierigkeiten. Ein Überblick, wo es überall IT-Schwierigkeiten gibt.

Reise

Der Berliner Flughafen hatte am Morgen vorübergehend den Flugverkehr gestoppt. Mittlerweile ist der Flugbetrieb wieder angelaufen. Er werde aber noch bis in die Nacht hinein beeinträchtigt sein, hieß es am Nachmittag, es könne zu Wartezeiten oder Verspätungen kommen. Einzelne Flüge seien von den Fluggesellschaften gestrichen worden. In Berlin haben am Donnerstag die Ferien begonnen.

Der Hamburger Flughafen meldete zwischenzeitlich ebenfalls Probleme, dort soll der Betrieb mittlerweile wieder laufen.

Auch die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings sind von den weltweiten Technikproblemen betroffen. Eurowings streicht alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien. Am Abend gibt die Airline Entwarnung: Die Systeme für Check-ins, Buchungen, Boarding und dergleichen liefen wieder. Für Samstag sei eine Rückkehr in den Normalbetrieb geplant - vereinzelte Einschränkungen seien aber weiter möglich.

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Von Jannis Brühl, Mirjam Hauck

Die Fluggesellschaft Ryanair warnt ebenfalls vor Problemen. „Wir raten allen Passagieren, mindestens drei Stunden vor der geplanten Abflugzeit am Flughafen anzukommen“, teilt die Airline auf der Plattform X mit. Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellt am Freitagvormittag den Großteil des Betriebs ein.

Am Flughafen Zürich sind lange keine Starts und Landungen mehr möglich. Mehrere Airlines haben Verspätungen, zahlreiche Flüge fallen ganz aus. Am späten Nachmittag wird der Betrieb wieder aufgenommen.

Auch in Delhi stehen Reisende vor Anzeigetafeln mit blauen Fehlermeldungen. (Foto: MONEY SHARMA/AFP)

An weiteren Flughäfen kommt es zu Schwierigkeiten beim Check-In: Bekannt sind zurzeit Probleme in Köln/Bonn, Düsseldorf und Dortmund. Zudem international in Palma de Mallorca, Madrid und Warschau. Passagiere können sich auf den Websites ihrer Airlines oder ihres Flughafens über aktuelle Ausfälle und Verspätungen informieren. In Palma ist beispielsweise auch Tui und die Flugtochter Tuifly betroffen.

Kliniken und sonstige Ausfälle

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte alle geplanten Operationen an diesem Freitag an ihren Standorten in Kiel und Lübeck aufgrund der Störungen ab. Das teilt die Klinik auf ihrer Internetseite mit. Auch die Ambulanzen bleiben geschlossen. „Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung.“

Auch die Kunden der Südwestfalen-IT (SIT) und damit etwa 70 Kommunen in Nordrhein-Westfalen sind von dem globalen Problem betroffen. Die Kunden der SIT habe man bereits über die aktuelle Lage informiert, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit. Man werde die Störungen voraussichtlich noch am Nachmittag in allen Kommunen beheben können.

In Großbritannien kann der Nachrichtenkanal Sky News nicht senden. Auch andere Medien in mehreren Ländern sind betroffen.

Große Konzerne in Bayern, die Microsoft-Kunden sind, berichten ebenfalls von IT-Problemen: Auf Anfrage bestätigen Allianz, Siemens und BMW Schwierigkeiten. Teilweise funktionieren die Windows-Logins nicht.

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Der Betrieb am Flughafen ist nur indirekt von den Computerproblemen beeinträchtigt, Probleme gibt es dagegen beim Landratsamt München – und in einigen Münchner Unternehmen.

Finanzmärkte

Die weltweiten Technikausfälle sorgen auch an den Finanzmärkten für Probleme. Bei der London Stock Exchange (LSEG) fiel die Nachrichten- und Datenplattform Workspace weltweit für Kunden aus, über die auch Reuters-Nachrichten an die Finanzmärkte verbreitet werden. Andere Systeme laufen normal. Durch die Störungen konnten auch Firmen-Mitteilungen nicht über die Plattform verbreitet werden.

Krisensitzung in Australien

Die australische Regierung hat wegen der massiven Ausfälle bei Airlines, Rundfunksendern und Supermärkten eine Krisensitzung einberufen. „Die australische Regierung arbeitet bei diesen sich entwickelnden Ausfällen eng mit dem National Cyber ​​Security Coordinator zusammen“, zitiert die Zeitung Sydney Morning Herald einen Regierungssprecher.

Auf allestörungen.de mehrten sich am Freitagvormittag Störungsmeldungen bei den großen Cloud-Anbietern Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud

Der Grund für die weltweiten IT-Probleme

Grund der Störung ist ein Problem bei der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike. Viele Unternehmen lassen von dieser Software ihre Geräte überwachen. Der Fehler habe in einer Aktualisierung der Crowdstrike-Software für Windows-Computer gesteckt. Das Problem sei erkannt und behoben worden, heißt es. Es sei keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen. Die Aktien der Firma verlieren am Freitag deutlich an Wert.

© SZ/dpa/Reuters/berj/jab/kast - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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