Für angehende Fach- und Führungskräfte beim Gütersloher IT-Spezialisten Syskoplan formuliert Personalchefin Susanne Schweidtmann ein klares Anforderungsprofil: "Wir suchen den lebenslustigen Mathematiker und Informatiker mit gutem bis sehr guten Studienabschluss." Denn wer in der IT-Branche Karriere machen wolle, müsse nicht nur ein guter Programmierer sein. Ebenso wichtig seien Management-Kenntnisse und Qualitäten als Berater.
Kandidaten mit diesen Fähigkeiten sind Mangelware. Informatiker, die gerade Examen gemacht haben oder bereits über ein paar Jahre Berufserfahrung verfügen, werden von vielen Unternehmen umgarnt. Nach einer Studie des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) sind in Deutschland derzeit 43 000 Stellen für IT-Fachleute unbesetzt. Vor allem Firmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern haben der Untersuchung zufolge große Probleme, Fachkräfte zu finden.
Suche nach Talenten
Mit 420 Beschäftigen spielt Syskoplan zwar in einer anderen Liga. Aber das starke Wachstum der Firma erfordert einen steten Nachschub an Talenten. Im vergangenen Jahr musste Personalchefin Schweidtmann 60 Positionen besetzen; 2008 sucht sie 120 hochqualifizierte Nachwuchskräfte. "Die werden wir auch finden", betont sie. Dabei ist Syskoplan als Mittelständler in der Provinz beim Wettlauf um die Gunst junger IT-Spezialisten nicht in der besten Startposition.
Viele Uni-Absolventen zieht es eher zu Konzernen in die Metropolen. "Es gibt aber auch andere Kandidaten. Junge Eltern etwa wollen nicht in Städten wie München arbeiten. Das ist ihnen schlicht zu teuer", sagt Schweidtmann. Bleibt der fehlende Glamour eines weltweit agierenden Konzerns. "Dafür können junge Leute, wenn sie gut sind, bei uns sehr viel rascher Verantwortung übernehmen und Karriere machen als in einem Großunternehmen", so der Personalchefin. Mit einem finanziellen Bonus locke Syskoplan nicht. "Uni-Absolventen erhalten 39 000 Euro pro Jahr - das ist das in der Branche übliche Honor."
Kontakt zu Schulen
Um sich als Arbeitgeber bei Nachwuchskräften bekannt zu machen und frühzeitig junge Talente zu entdecken, sucht Syskoplan den Kontakt zu Schulen. Im Kreis Gütersloh sponsert das IT-Unternehmen die Teilnehmer von "Mathematik ohne Grenzen", einen internationalen Wettbewerb der zehnten Klassen an Gymnasien. Oberstufenschüler können über Praktika bei der Firma hineinschnuppern. Studenten haben die Chance, sich schon während ihrer Zeit an der Hochschule bei Syskoplan als IT-Spezialist ausbilden zu lassen. Sie erhalten für die Dauer des Studiums einen Vertrag über 400 bis 500 Stunden pro Jahr und eine monatliche Vergütung. Bei Job-Messen an Universitäten ist das Gütersloher Unternehmen regelmäßig dabei. Und auch das Sponsoring mancher Uni-Party soll dazu beitragen, den Firmennamen in Studentenkreisen bekannt zu machen.
Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern spannt Syskoplan die eigene Belegschaft mit ein. "Jede sechste Einstellung, die wir vornehmen, geht zurück auf eine Empfehlung aus dem Kollegenkreis", sagt Personalchefin Schweidtmann. Wer einen neuen Mitarbeiter wirbt, den belohnt Syskoplan nicht mit Geld, sondern mit "technischem Spielzeug", wie beispielsweise einem iPod.
Um Neulinge rasch zu integrieren, bildet das Unternehmen "Krabbelgruppen". Das sind Arbeitsgruppen, in denen Nachwuchskräfte Aufgaben bearbeiten. Die Ergebnisse werden an einem gemeinsamen Wochenende vorgestellt. Dabei kommt die Freizeit nicht zu kurz: Im Sommer wird gesegelt, im Winter geht es zum Skifahren. An diesen Freitag beispielsweise starten 30 Syskoplan-Neulinge ins Kleinwalsertal. Vorstandschef Manfred Wassel ist mit dabei. Auch darin unterscheide sich ein Mittelständler von einem Konzern, sagt Schweidtmann. "Wo gibt es das, dass der Chef ein ganzes Wochenende mit jungen Mitarbeitern verbringt."