Süddeutsche Zeitung

Israel:Gas für Ägypten

Israel schließt einen milliardenschweren Vertrag mit dem Nachbarland. Das ist ein wichtiger Schritt, weil es der Einstieg in den Exportmarkt ist. Israel hat als Abnehmer aber nicht nur Ägypten im Visier, sondern auch die Länder der Europäischen Union.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Der Vertragsabschluss im Vorjahr war nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch ein wichtiger Schritt: Israel liefert ab kommendem Jahr Erdgas nach Ägypten. Nun wird, noch vor dem Start, die Vereinbarung sogar noch ausgeweitet. Beteiligte israelische Unternehmen gaben in einer Mitteilung an der Tel Aviver Börse bekannt, dass sie weitaus mehr Gas als bisher bekannt nach Ägypten liefern werden. Außerdem wurde die Laufzeit des Vertrags von zehn auf 15 Jahre erhöht. Vertragspartner sind das israelische Energieunternehmen Delek und die amerikanische Firma Nobel Energy sowie der staatliche ägyptische Konzern East Gas.

Beginnend ab kommendem Jahr sollen statt 64 nun 85,3 Milliarden Kubikmeter Gas über 15 Jahre von Israel ins Nachbarland exportiert werden. Der Wert des gelieferten Gases beträgt rund 19,5 Milliarden Dollar. Die Kurse der beteiligten israelischen Unternehmen reagierten mit Aufschlägen bis zu acht Prozent.

Für Israel ist diese Vereinbarung mit Ägypten auch deshalb ein wichtiger Schritt, weil es der Einstieg in den Exportmarkt ist. Möglich gemacht hat dies die Entdeckung großer Gasvorkommen vor der Küste Israels in den vergangenen Jahren. Seit sechs Jahren wird Gas aus dem Tamar-Feld gefördert. Mindestens doppelt so groß sollen die Vorkommen im Feld Leviathan sein, das mehrere Kilometer von der Hafenstadt Haifa entfernt im Mittelmeer liegt. Dort werden mindestens 470 Milliarden Kubikmeter Gas vermutet.

Teil der Vereinbarung ist, dass Delek und Noble 39 Prozent an einer von der israelischen Stadt Aschkelon nach Ägypten führenden Pipeline für 518 Millionen Dollar erwerben. Die Transaktion soll in diesem Monat abgeschlossen sein. Da die Pipeline aber über den Sinai führt, wo IS-Terroristen wiederholt Anschläge verübt haben, müssen zusätzliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Israel hat als Abnehmer nicht nur Ägypten im Visier, dessen Gasverbrauch laut Schätzungen von Experten in den nächsten zwei Jahrzehnten aufgrund des Bevölkerungswachstums um 30 Prozent steigen soll. Wegen Eigenbedarfs exportiert Ägypten seit 2011 kein Gas mehr, verfügt aber im Gegensatz zu Israel über zwei Export-Flüssiggas-Terminals, die nicht mehr genutzt werden. Von dort aus soll das Gas aus Israel auf internationale Märkten gelangen. Als Abnehmer hat man EU-Länder im Blick.

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Quelle:
SZ vom 04.10.2019
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