Iran:Aus 10 000 wird 1000 wird 1

FILE PHOTO: A man buys Iranian rials from a seller of Iranian currency, before the start of the U.S. sanctions on Tehran, in Basra

Devisenhandel in Iran: Der Rial könnte abgelöst werden.

(Foto: Essam Al Sudani/Reuters)

Mit einer neuen Währung müssten Iraner viel kopfrechnen.

Von Paul-Anton Krüger

Wenn Iraner Dinge des täglichen Gebrauchs kaufen oder eine Fahrt im Taxi bezahlen, dann werden die Preise in Toman angegeben - obwohl die offizielle Währung in Iran seit 1925 der Rial ist. Daran hat sich auch nach der Islamischen Revolution nichts geändert, außer dass die Vorderseite der Banknoten nicht mehr Schah Mohammed Reza Pahlavi zeigten, sondern den für Schiiten heiligen Schrein des Imam Reza in Maschhad und eine Reihe von Revolutionsmotiven, später dann Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Chomeini. Das Rechnen in der alten Währung war einfach: Zehn Rial sind ein Toman. Und so hielt sich die Einheit informell, wie auch mancher Bewohner der Hauptstadt die Straßennamen von vor 1979 benutzt.

Nun müssen sich die Iraner erneut umstellen, denn der Toman wird aller Voraussicht nach den Rial wieder ablösen. Über eine Währungsreform wird in Iran schon seit mehr als zehn Jahren gesprochen. Das Parlament hat aber nun einen entsprechenden Gesetzentwurf gebilligt, den Zentralbankgouverneur Abdolnasser Hemmati 2019 erarbeitet hatte - es steht noch die Zustimmung der Wächterrates aus, ein von den Konservativen dominiertes Gremium, das alle Gesetze auf ihre Übereinstimmung mit den Lehren des Islam prüft.

Allerdings werden die Iraner künftig noch mehr Verwirrung ertragen und Kopfrechnen müssen, ähnlich wie vielleicht viele Europäer nach der Einführung des Euro. Denn die Parlamentarier beschlossen zugleich, vier Nullen von den Scheinen zu streichen. Ein Toman soll dann 10 000 Rial entsprechen - oder eben 1000 Toman nach dem bisherigen Sprachgebrauch.

"Gesichtswahrung mit dem Toman", titelte die Zeitung Javan, was durchaus als Kritik an der Regierung von Präsident Hassan Rohani zu verstehen ist. Iran hat mit einer hohen Inflation zu kämpfen. Vor allem aber verliert die Landeswährung angesichts der drastischen US-Sanktionen immer mehr Wert gegenüber dem Dollar, der bei größeren Anschaffungen und internationalen Geschäften maßgeblich ist, und gegenüber dem Euro, der in dieser Funktion an Bedeutung gewinnt, weil schon die Verwendung von Dollar in Transaktionen mit der Islamischen Republik nach amerikanischem Recht weitgehend verboten ist.

Bei den Geldwechslern auf der Ferdowsi-Straße in Teheran müssen die Leute derzeit 156 000 Rial für einen Dollar zahlen, von einer "horrenden Differenz" zum Euro sprach Zentralbankchef Hemmati im Parlament: Ein Rial entspricht 0,000006 Euro, sagte er. "Die Effizienz unserer nationalen Währung ist wegen der chronischen Inflation über fünf Jahrzehnte geschwunden." Die absurden Zahlenreihen erschweren die Umrechnung. Auch ist der Zentralbankscheck mit dem Nennwert von einer Million Rial, der als Bargeld akzeptiert wird, gerade noch knapp sechs Euro wert. Schon für eine Waschmaschine müssen Iraner im wahrsten Sinn des Worte einen Stapel Geld hinlegen. Die Inflation indes wird die Umstellung nicht stoppen, eher im Gegenteil, wie der bekannte Teheraner Analyst Saeed Laylaz der Financial Times sagte: "Die Zentralbank wird vier Nullen tilgen, aber die Inflation wird schnell wieder zwei von ihnen zurückbringen."

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