iPhone:Mehr Auswahl beim Bezahlen

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Android-Handys sind offen für viele Bezahl-Apps. (Foto: Clay Banks/unsplash)

Der Bundestag hat veranlasst, dass Apple andere Pay-Apps zulassen muss.

Von Felicitas Wilke, München

Handy entsperren, ans Lesegerät halten, mit dem Fingerabdruck bestätigen - und schon ist der Einkauf bezahlt. Mobiles Bezahlen funktioniert einfach und schnell, doch wer ein iPhone besitzt und mit der gängigen NFC-Technik bezahlen möchte, hat bei der Suche nach der passenden Bezahl-App bislang weniger Auswahl als Android-Nutzer. Das dürfte sich jetzt ändern. Mit den Stimmen der Großen Koalition hat der Bundestag gestern einen entsprechenden Änderungsantrag verabschiedet.

Die neue Regelung sieht vor, dass Anbieter einer technischen Infrastrukturleistung ebendiese Leistungen an andere Zahlungsdienstleister "gegen angemessenes Entgelt unverzüglich" zur Verfügung stellen müssen. Mit anderen Worten: Apple muss seine NFC-Schnittstelle freigeben, wenn andere, etwa eine Bank oder ein Fintech, das wünschen. Damit könnten Nutzer sich aussuchen, mit welcher App sie bezahlen - und Apple würde wohl nicht mehr wie jetzt an jeder Transaktion mitverdienen. Zwar zielt das neue Gesetz, das noch vom Bundesrat verabschiedet werden muss, nicht explizit auf den Bezahldienst von Apple ab. Doch weil kleinere Unternehmen von Regeln ausgenommen sind, ist bereits von einer "Lex Apple Pay" die Rede.

Zuvor hatte es monatelang lang Streit über die Schnittstelle gegeben. Denn andere Anbieter von Bezahl-Apps, allen voran die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken, hätten ihre eigenen Bezahldienste gern auch Apple-Nutzern angeboten. Was beim Konkurrenz-Betriebssystem Android von Google kein Problem ist, scheiterte bei Apple daran, dass der Konzern die NFC-Schnittstelle nicht für die Institute freigab.

Vor knapp einem Jahr kritisierte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband den US-Konzern dafür noch öffentlich, dann gab er nach: Im Sommer wurde bekannt, dass sowohl die Sparkassen als auch die Genossenschaftsbanken nun doch mit Apple Pay kooperieren wollen. Die Sparkassen wollen "in Kürze" loslegen, heißt es auf Anfrage beim DSGV, "in diesem Jahr mit der Kreditkarte, perspektivisch auch mit der Girocard". Beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) arbeitet man nach eigener Aussage unter Hochdruck" daran, Apple Pay bald anbieten zu können. Ob es demnächst nun doch auch ihre eigenen Bezahldienste für das iPhone geben wird, dazu sagen die Verbände derzeit nichts - und äußern sich nur zu der weiterhin geplanten Kooperation mit Apple Pay.

Während die Deutsche Kreditwirtschaft das neue Gesetz als "Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet, ist Apple nicht begeistert. Aus dem Konzern hieß es, man sorge sich "um den Datenschutz und die Sicherheit von Finanzdaten." Vertreter des Konzerns sollen schon während der Woche versucht haben, den Änderungsantrag zu stoppen. Die Sicherheitsbedenken, die Apple anbringt, hält SPD-Parlamentarier Jens Zimmermann für "vorgeschoben". Die deutschen Banken und Finanzdienstleister hätten bereits "sehr hohe Sicherheitsstandards", sagt der digitalpolitische Sprecher der Fraktion.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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