Investoren aus China:Genug zugeschaut bei den Chinesen-Übernahmen!

Roboter in der Autofertigung

Als im Juni die geplante Übernahme des Roboterherstellers Kuka durch Chinesen bekannt wurde, blieb zwar das Unternehmen ruhig - aber Sigmar Gabriel wurde so richtig nervös.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Regierung kann so viele Gesetze erlassen, wie sie will: Es wird deutsche Unternehmen nicht schützen. Dabei könnte das so einfach sein.

Kommentar von Karl-Heinz Büschemann

Erst Kuka, dann Aixtron und nun Osram: Chinesische Unternehmen versuchen ein namhaftes Unternehmen nach dem anderen in Deutschland zu kaufen - das sorgt bei vielen für Angst. Politiker, Gewerkschafter und Ökonomen sorgen sich, dass mit dem Verkauf der Industrie-Ikonen und ihrer Technologie die deutsche Wirtschaft auf die Dauer geschwächt werden könnte.

Los ging die Debatte im Frühsommer mit dem Verkauf des Augsburger Industrieroboterherstellers Kuka an einen chinesischen Hausgerätehersteller, gerade versucht nun ein Investor aus der Volksrepublik, das traditionsreiche Lichtunternehmen Osram zu übernehmen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ist so alarmiert, dass er schon Gedankenspiele darüber anstellt, wie mit neuen Gesetzen Übernahmen deutscher Unternehmen durch staatsgelenkte chinesische Investoren erschwert werden könnten. Es ist naheliegend, auf solche interventionistischen Ideen zu kommen. Sie ähneln aber einem Pawlowschen Reflex und sind wenig durchdacht.

Es herrscht keine Waffengleichheit zwischen Deutschland und China

Natürlich ist angebracht, gegenüber chinesischen Investoren skeptisch zu sein. Denn die Volksrepublik, die ebenso wie Deutschland auf die Digitalisierung der Industrie setzt, und zwar unter dem Motto "Made in China 2025", ist kein fairer Handelspartner. Während chinesische Firmen in Deutschland frei agieren können, gilt das umgekehrt nicht. Deutsche Unternehmen, die in China produzieren wollen, müssen sich mit einheimischen Firmen in Joint-Ventures zusammenschließen. Das behindert sie in ihrer Handlungsfreiheit und erlaubt Partner, wertvolle Technologie durch die Hintertür zu stehlen.

Zwischen China und den Handelspartnern aus dem Westen herrscht also keine Waffengleichheit - und das wäre eigentlich ein Grund für die deutsche Wirtschaft, in Berlin oder in Brüssel auf Hilfe zu drängen. Sie tut es aber nicht, und sie protestiert auch nicht gegen den Verkauf deutscher Unternehmen. Als im Juni die geplante Übernahme von Kuka bekannt wurde, zeigte nur Wirtschaftsminister Gabriel Züge von Nervosität. Die deutsche Wirtschaft dagegen blieb gelassen. Vom Ausverkauf entscheidender Hochtechnologie könne nicht die Rede sein, hieß es. Kuka sei zu klein. Nicht mal die Eigentümer baten um Hilfe, das Management von Kuka begrüßte die Übernehmer sogar.

Auch das chinesische Interesse an Osram schlägt in der Wirtschaft kaum Wellen. Warum auch? Der Siemens-Konzern, der dreieinhalb Jahrzehnte Eigentümer des Glühbirnenherstellers war, hatte schon vor langer Zeit das Interesse an dem Traditionsunternehmen verloren. Die Licht-Technologie, so Siemens, werde längst in Asien bestimmt. Man wolle in diesem Gebiet nicht mehr Milliarden investieren. Siemens gab die Tochtergesellschaft 2013 an die Börse. Warum aber soll sich die Bundesregierung Sorgen um den Ausverkauf von Technologie nach China machen, wenn die Wirtschaft selbst mit einem Achselzucken reagiert.

Probates Mittel gegen die Aufkäufer sind Innovationen, nicht neue Gesetze

Zudem stellt sich die Frage, was die Regierung überhaupt tun kann. Auf industriepolitische Strategien Chinas mit ebenfalls dirigistischer Eingriffen in die Wirtschaft zu antworten, wäre falsch. Frankreich ist dafür ein Beispiel. Die Regierung in Paris greift traditionell mit politischer Motivation in das Geschehen der Wirtschaft ein. Die Ergebnisse sind keineswegs überzeugend. Das weitgehend industriepolitikfreie Deutschland ist auf den Weltmärkten viel wettbewerbsfähiger als der westliche Nachbar.

Dennoch muss die Bundesregierung Antworten suchen auf die chinesische Herausfordrung. Sie muss aber mehr tun, als Zäune hochzuziehen, um ungeliebte Investoren abzuwehren. Sie muss endlich ihren Beitrag leisten, der die Chancengleichheit erhöht. Wo deutsche Unternehmen in China die gleichen Rechte haben sollen wie Chinesen hier, sind die Politiker in der Pflicht. Wer denn sonst? Das sollte sinnvollerweise über Brüssel geschehen. Nur die EU hätte genug geopolitisches Gewicht, um in dieser zentralen Frage der europäischen Wirtschaft etwas zu verändern.

Aber auch die Bundesregierung ist gefragt. Es wäre besser, wenn sich Bundeswirtschaftsminister Gabriel für die Innovationsförderung in Deutschland ebenso vehement einsetzen würde wie für neue Investitionshindernisse gegen Chinesen. Dazu gehört eine Förderung von Firmengründungen, die in diesem Lande immer noch viel zu schwierig sind. Innovationsförderung ist das besten Mittel im Wettlauf der Nationen um die Märkte von morgen. Gedankenspiele um den Aufbau von Investitionsbarrieren klingen zwar gut, sind aber schädlich.

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