Investor Warren Buffett hat Krebs:Das Orakel verkündet Trauriges

Vor diesem Moment hatten sich Fans und Aktionäre seit langem gefürchtet. Der legendäre amerikanische Investor Warren Buffett ist an Krebs erkrankt. In einem Brief an die Anleger gibt er sich aber zuversichtlich: Ihm gehe es gut, er wolle weiterarbeiten. Die Frage nach seinem Nachfolger wird trotzdem immer drängender. Und wer immer es sein wird: Niemand mehr wird die Machtfülle von Buffett selbst haben.

Nicht einmal eine Woche hat Warren Buffett nach der Diagnose damit gewartet, seine Aktionäre darüber zu informieren, dass er Prostatakrebs hat. Er weiß, dass sich Tausende auf ihn verlassen. In ihren Augen haben sie ihr Geld nicht nur seiner Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway anvertraut, sondern vor allem Buffett selbst, dem laut Forbes-Rangliste drittreichsten Mann der Erde.

Am Dienstagabend veröffentlichte der 81-Jährige einen Brief an seine Investoren, in dem er von seiner Krankheit berichtet. Ans Aufhören denkt er aber nicht. Seine Arbeit sei in keiner Weise beeinträchtigt, schreibt Buffett: "Ich fühle mich großartig, als ob ich gesund wäre." Der Zustand sei seinen Ärzten zufolge keineswegs lebensbedrohlich. Metastasen hätten sich in keinem anderen Teil seines Körpers gebildet.

Wird Prostatakrebs früh erkannt, sind die Überlebenschancen sehr gut. Statistisch gesehen überleben 92 Prozent der Betroffenen die nächsten fünf Jahre, 80 Prozent sogar zehn Jahre. Bei Patienten in hohem Alter wird der Tumor meist bestrahlt. Dieser Behandlung wird sich auch Buffett von Juli an unterziehen.

Der Investor ist berühmt dafür, Geld nur in Firmen zu stecken, mit denen er sich intensiv beschäftigt hat und die er versteht. Er verweigert sich kurzlebigen Investment-Trends. Unter anderem ignorierte er den Hype um Internet-Unternehmen um die Jahrtausendwende - und verlor entsprechend wenig Geld, als die Dotcom-Blase platzte.

Mit Berkshire Hathaway investiert er lieber in solide Unternehmen: Töchter der Holding produzieren Fertighäuser, Kekse, Farben, liefern Energie und Transportleistungen. Die Holding hält unter anderem Minderheitsbeteiligungen an Coca Cola, IBM, und der Bank of America. Kaum ein Konzern ist so mit einer Person verbunden wie Berkshire Hathaway. Sein Anteil am Konzern liegt bei mehr als 44 Milliarden Dollar.

Der Nachfolger steht bereit

Dass er in seiner Karriere so oft richtig lag, hat ihm den Spitznamen "Orakel von Omaha" eingebracht - nach seiner Geburtsstadt im Staat Nebraska, die gleichzeitig Firmensitz ist. Seine Fans sind überzeugt: Sein Gespür für den Markt, für solide, trotzdem ertragreiche Investitionen könne niemand ersetzen. Und so verfolgen seine Anhänger die Diskussion um einen Nachfolger mit Argusaugen. Im Februar verkündete Buffett, jemanden gefunden zu haben. Auch zwei "Ersatzkandidaten" für den Notfall sollten bereitstehen. Namen verriet er jedoch nicht. Der Multimilliardär hatte lediglich angedeutet, dass er seinen Nachfolger unter den Managern der vielen Tochterfirmen ausgewählt habe.

Vieles deutet darauf hin, dass der fürs Rückversicherungsgeschäft von Berkshire Hathaway zuständige Ajit Jain der neue Buffett wird. Jain sei schnell, leistungsfähig, entscheidungsfreudig und besitze einen Verstand, der einzigartig im Versicherungsgeschäft sei, lobte ihn der Star-Investor jüngst.

Keiner wird mehr so viel Macht haben

Schon seit Jahren wird darüber spekuliert, wer Buffett einmal beerben könnte. Der einst als Kronzprinz geltende David Sokol war über zweifelhafte Aktiengeschäfte gestolpert. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass niemand mehr die Machtfülle von Buffett selbst haben wird. So hat Buffett im vergangenen Jahr die beiden Investmentexperten Todd Combs und Ted Weschler eingestellt, um ihm bei seinen Finanzmarktgeschäften unter die Arme zu greifen

Trotz Buffetts Optimismus: Die Nachricht, dass er Krebs hat, dürfte seine Fans erschrecken. Die Berkshire-Aktie gab nachbörslich leicht nach. Buffett genießt viele Sympathien, gilt als sympathischer Kauz, der über sich selbst lachen kann - was sein Auftreten von dem anderer Größen der Finanzmärkte unterscheidet. Zehntausende Aktionäre der Holding pilgern jedes Jahr ins amerikanische Niemandsland zur Jahreshauptkonferenz von Berkshire Hathaway. Dort, in Omaha, herrscht familiäre Atmosphäre. Die Buffett-Fans amüsieren sich über Klamauk-Filme, in denen ihr Idol zusammen mit Arnold Schwarzenegger die Welt vor skrupellosen Finanzzockern schützt. Außerdem steht er ihnen stundenlang auf einem Podium Rede und Antwort.

In drei Wochen, am 5. Mai, steht die nächste Jahreskonferenz an. Buffett hat keinerlei Andeutungen gemacht, sich von seiner Krankheit an einem Auftritt hindern zu lassen. Schließlich vertrauen die Leute auf ihn.

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