Investor bei der Deutschen Bank:Gut, dass die Chinesen kommen

Deutsche Bank zahlt Millionenstrafe

Ein chinesischer Investor steigt bei der Deutschen Bank ein.

(Foto: dpa)

Wenn Firmen aus Fernost in deutsche Unternehmen investieren, heißt es schnell: "Ausverkauf". Bei der Deutschen Bank ist das anders.

Kommentar von Andrea Rexer

Sobald ein Investor aus China kommt, geht in Deutschland die Angst um. Sofort macht das Wort "Ausverkauf" die Runde, besorgt wird gefragt, wie viel Macht und Einfluss "die Chinesen" denn künftig auf "unsere" Wirtschaft haben werden. An diesem Freitag traf dieser Reflex die Deutsche Bank. Denn der chinesische Mischkonzern HNA hatte bekannt gegeben, 3,04 Prozent der Aktien des Geldhauses erworben zu haben. Etwa 755 Millionen Euro haben sich die chinesischen Investoren das Engagement kosten lassen. Damit reihen sie sich auf Platz drei der größten Aktionäre der Deutschen Bank ein - nach dem US-Finanzinvestor Blackrock und der Königsfamilie aus Katar.

Wegen seines großen Volumens ist der Vorgang bemerkenswert. Doch eine pauschale Abwehrhaltung aufgrund der Herkunft der Investoren ist fehl am Platz. Im Gegenteil: Die Deutschen sollten sich darüber freuen, dass die Chinesen so viel Geld in die größte Bank des Landes stecken.

Zunächst: Auch wenn der Name anderes verheißt, ist die Deutsche Bank bereits seit vielen Jahren fest in ausländischer Hand. Im Moment gehören ganze 44 Prozent aller Anteilsscheine ausländischen Besitzern. Und das passt auch zum Geschäftsmodell der Bank: Sie war schon bei ihrer Gründung 1870 international ausgerichtet. Seit vielen Jahren ist das Institut auch in Asien tätig. Dass im Gegenzug auch Investoren aus diesen Ländern kommen, erscheint da nur folgerichtig. Die Überraschung sollte also eigentlich darin bestehen, dass bisher kein chinesischer Großinvestor an Bord war.

Und dennoch ist es so, dass man bei Eigentümern einer Bank ganz genau hinsehen muss. Denn schließlich müssen sie so zuverlässig sein, dass die Kunden ein gutes Gefühl dabei haben können, wenn sie der Bank ihr Geld überlassen. Deswegen reicht es nicht aus, wenn die Deutsche Bank schlicht jeden beliebigen Euro willkommen heißt - sie muss ein großes Interesse daran haben, dass ihre Großaktionäre seriös sind.

Wie verlässlich HNA ist, muss sich noch herausstellen. Der Konzern gehört zwar zu den bekannten Adressen in Chinas Wirtschaftswelt, gilt aber - wie viele andere Unternehmen dort auch - als etwas undurchsichtig. Der Mischkonzern ist vor allem im Luftverkehr und in der Touristik aktiv. In Europa kennt man ihn durch Beteiligungen an einer französischen Airline und einer spanischen Hotelkette. Mit Letzterer streitet sich HNA gerade vor Gericht.

Die Deutsche Bank hinkt der Konkurrenz immer noch hinterher

An der Deutschen Bank dürfte der Konzern kein unmittelbares strategisches Interesse haben, sondern sich lediglich eine gute Rendite erhoffen, so die Signale aus China. Wenn die neuen Investoren dieser Ankündigung treu bleiben und sich nicht in die Strategie der Bank einmischen, würde das einige Sorgenfalten auf der Stirn des Vorstandschefs John Cryan glätten. Denn Aktionäre, die Geld mitbringen, ohne viel nachzufragen und Bedingungen zu stellen, braucht er dringend.

Immer noch hinkt die Deutsche Bank bei ihren Kapitalreserven der Konkurrenz hinterher - vor allem, weil sie so hohe Kosten für juristische Streitigkeiten tragen musste. HNA hat bereits angedeutet, dass man sich vorstellen könne, auch noch mehr Geld zu investieren. Das liest sich fast wie die Ankündigung einer Kapitalerhöhung, über die Finanzmarktteilnehmer schon längst spekulieren.

Für den Deutschen Steuerzahler sind das gute Nachrichten: Denn je besser die Banken kapitalisiert sind, desto geringer ist das Risiko, dass sie bei künftigen Schieflagen mit Steuergeld gerettet werden müssen.

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