Süddeutsche Zeitung

Investmentfonds:Gebühr frisst Rendite auf

Lesezeit: 4 min

Fondsgesellschaften müssen seit Anfang des Jahres die wahren Kosten ihrer Produkte ausweisen. Die Schreiben treffen jetzt bei den Anlegern ein. Und dabei zeigt sich: Einige Lieblinge der deutschen Sparer sind richtig teuer.

Von Nils Wischmeyer, München

Wenn Anleger in den vergangenen Jahren einen Investmentfonds kaufen wollten, standen sie vor einem Kosten-Wirrwarr, das kaum zu durchblicken war. Ein halbes Dutzend Kosten und Gebühren waren zumeist unübersichtlich in den Prospekten der Fonds versteckt. Dabei durchzublicken, war äußerst knifflig.

Das hat sich Anfang des Jahres geändert. Seither nämlich gilt eine neue Richtlinie der EU, die für Anleger vieles einfacher und vor allen Dingen transparenter macht. Die neuen Regeln sind unter dem Stichwort "Mifid 2" zusammengefasst. Sie verpflichten die Institute, ein übersichtliches Informationsschreiben zu jedem Fonds zu verschicken. Die ersten dieser Schreiben sind im April auf den Schreibtischen der Anleger gelandet, weitere werden folgen.

In diesen Schreiben müssen die Verkäufer der Fonds alles Wichtige auflisten. Das bedeutet neben der Rendite auch eine einheitliche Darstellung der einmaligen wie laufenden Kosten in Euro und Prozent, dazu die Angabe, wie stark die Kosten die Rendite mildern. Bereits beim Kauf eines Fonds fällt der Ausgabeaufschlag an. Der liegt in der Regel bei ein bis fünf Prozent der Summe, die der Kunde anlegen will.

Es schmälert die Rendite enorm, wenn ein Fonds im Jahr zwei Prozent Gebühren verschlingt

Berechnet wird der Ausgabeaufschlag, indem man den Ausgabepreis mit 100 multipliziert, durch den Rücknahmepreis teilt und anschließend 100 abzieht. Wer für 100 Euro Fondsanteile kauft, erhält bei zwei Prozent Ausgabeaufschlag nur 98,04 Euro in Anteilen. Den Preis drücken können Anleger, wenn sie die Anteile bei einer Direktbank kaufen. Und: Wenigstens fällt die Gebühr nur einmal an und mindert nicht jedes Jahr die Rendite.

Wesentlich stärker ins Gewicht fallen auf Dauer andere Kosten, etwa die Gebühr für Management und Verwaltung. Dieses Geld sollte an die Fondsgesellschaften fließen, doch wird es oftmals an die Mitarbeiter der Vertriebe weitergegeben. Damit der Vertrieb viele Anteile verkauft, wird die Gebühr oft höher angesetzt, als sie sein müsste. Das nagt an der Rendite des Anlegers. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind die Handelskosten. Sie fallen immer dann an, wenn der Manager des Fonds neue Wertpapiere kauft oder alte aus den Beständen verkauft. Auch das schmälert die Rendite, wenn auch meist in kleinem Maße.

Bleibt als letzte wichtige Komponente noch die Erfolgsgebühr (Performance Fee). Diese bekommen die Fondsgesellschaften, wenn sie sich selbst und ihre Renditeziele übertreffen oder einen Vergleichsindex schlagen. Zwar kann eine solche Gebühr einen Anreiz für bessere Leistung setzen und ist deshalb nicht per se schlecht. Artet sie aber aus, verfehlt sie den Sinn und Zweck.

Grundsätzlich sollten Anleger bei hohen Gebühren, egal welcher Art, vorsichtig sein und sich lieber eine Alternative suchen, sagt Ali Masarwah vom Fonds-Analysehaus Morningstar: "Es kann einzelne Fonds geben, die die hohen Gebühren wert sind, aber wenn man sich alle Fonds anschaut, sind die günstigen per saldo besser als die teuren." Er empfiehlt, sich Fonds mit einer vergleichbaren Strategie oder sogar dem gleichen Fondsmanager zu suchen, die weniger Gebühren verlangen. "Die findet man eigentlich immer", sagt Masarwah.

Um im Kosten-Chaos den Überblick zu behalten, lohnt sich ein Blick auf die Gesamtgebühr. Diese zeigt an, wie teuer der Fonds ist, wenn man alle Kosten und Gebühren zusammenrechnet. Bei Morningstar spielt lediglich der Ausgabeaufschlag in der Berechnung keine Rolle, da er schwankt und nur einmalig anfällt. Für die Berechnung der Kosten, die teilweise stark schwanken - zum Beispiel laufende Kosten, Transaktionskosten und Erfolgsgebühr -, arbeitet das Analysehaus mit Schätzwerten, da diese im Vergleich zu den Ist-Werten genauer sind.

In der Tabelle hat Morningstar einige der beliebtesten Fonds verglichen und festgestellt: Viele davon drehen ganz schön an der Gebührenschraube. Das wohl markanteste Beispiel ist der "Privatfonds: Kontrolliert" der Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. 2018 hat der Mischfonds mehr als zwei Milliarden Euro von Anlegern eingesammelt und verwaltet nun rund 18 Milliarden Euro. Dabei verlangt er laut Morningstar zusammengerechnet 2,6 Prozent und damit so viel wie kein anderer der verglichenen Investmentfonds. Als Grund nennt Masarwah unter anderem die hohe Erfolgsgebühr, die greift, sobald der Fonds jede auch noch so kleine Wertsteigerung vollzieht.

In den vergangenen drei Jahren hat der Fonds der Union Investment jedes Jahr durchschnittlich 1,22 Prozent Rendite eingefahren. Wären da nicht 2,6 Prozent Kosten pro Jahr, hätten das für die Anleger durchaus bessere Jahre seien können.

Manche Fonds können dank der Transparenz-Offensive der EU nun punkten

Wie stark die Kosten die jährliche Rendite mindern können, zeigt sich zudem am beliebten Mischfonds "DWS Concept Kaldemorgen". Eigentlich, so Masarwah, sei das ein guter Fonds. Die Rendite lag in den vergangenen fünf Jahren pro Jahr durchschnittlich bei 3,52 Prozent. Die Gebühren machten laut Morningstar aber 2,39 Prozent aus, was vor allen Dingen an der hohen Erfolgsgebühr liege. In besonders guten Jahren könne diese dazu führen, dass aufgrund der Gebühren rund 50 Prozent der Erträge am Anleger vorbeifließen, erklärt Masarwah.

Andere Fonds können dank der Transparenz-Offensive der Europäischen Union nun punkten. Einer, der sich auf die Fahne schreiben kann, wie günstig er ist, ist der "DWS Deutschland LC"-Fonds, der vorrangig Aktien aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) kauft. Der Aktienfonds kommt Morningstar zufolge auf moderate 1,49 Prozent an Kosten, was daran liegt, dass er auf eine Erfolgsgebühr verzichtet. Über fünf Jahre hinweg konnte er pro Jahr im Schnitt fünf Prozent Rendite einfahren. Ein ähnliches Muster zeigt sich beim "Schroder ISF Euro Corp", der auf Anleihen setzt. Er fuhr über fünf Jahre im Schnitt jährlich eine Rendite von 3,5 Prozent ein. Den Zahlen von Morningstar zufolge liegt die Gebühr bei nur 1,24 Prozent.

Noch günstiger kommen Anleger weg, wenn sie auf Exchange Traded Funds setzen, kurz ETF. Das sind Fonds, die einen Index nachzeichnen, etwa den Dax oder den Dow Jones. Fällt der Dax, fällt auch der ETF, steigt er, steigt der ETF mit. Da diese an der Börse gehandelten Fonds ohne aktiven Manager auskommen, ist die Gebühr entsprechend niedrig. So kommt es, dass der "iShares Euro Stoxx 50" zurzeit gerade einmal 0,11 Prozent jährliche Gebühren kostet und den Anlegern über fünf Jahre hinweg pro Jahr im Schnitt fast 4,7 Prozent Rendite gebracht hat.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4442889
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 13.05.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.