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Investmentbanker gründet Biotech-Unternehmen:Von der Wall Street zum Weed

Kann man mit Kiffern mehr Geld verdienen als an der Wall Street? Investmentbanker Derek Petersen ist davon überzeugt. Er stieg bei seiner Bank aus und bietet nun unter anderem Apps an, mit denen man das Wachstum seiner Marihuana-Pflanzen verfolgen kann. So will er der Steve Jobs der Pot-Produktion werden.

Derek Peterson weiß, wie man Geld verdient. Zehn Jahre hat er als Investmentbanker bei Morgan Stanley mit gigantischen Summen jongliert. Jetzt sieht er noch bessere Einkunftsmöglichkeiten - im Marihuana-Geschäft. Peterson hält Zubehör zum Dope-Anbau für die Branche der Zukunft.

Er erzählt, dass ein Freund mit seiner Pot-Ausgabestelle 18 Millionen Dollar im Jahr verdiente. Dagegen erschien Peterson sein jährliches Gehalt als Investmentbanker von 300.000 bis 400.000 Dollar wie Peanuts. Von Berufs wegen begann er sich für diese industrialisierte legale Marihuana-Ausgabe zu interessieren: die Produkte, die Vertriebswege, die Industrie dahinter.

Erst begann er neben dem Dasein als Investmentbanker im Pot-Business. Im Mai 2010 gründete er Growop-Technology, das unter anderem Gewächshäuser und Bewässerungsanlagen zum Marihuana-Anbau anbot. Sein Arbeitgeber Morgan Stanley feuerte Peterson daraufhin. Nicht, weil er sich im Drogenanbau engagierte, sondern weil er seinen Nebenverdienst nicht angemeldet hatte, wie eine Bank-Sprecherin der Huffington Post sagte.

Nach seinem Rauswurf entschied sich Peterson, nicht bei einer anderen Investmentbank einzusteigen, sondern sich ganz auf sein Start-up zu konzentrieren. 2012 fusionierte er sein Unternehmen mit Terra Tech Corp. Unter neuem Namen verkaufen sie Anbauanlagen für medizinisch verwendetes Marihuana für 30.000 bis 80.000 Dollar das Stück. Neben den Anlagen hat die Firma gerade auch eine App entwickelt, mit der man das Wachstum seiner Marihuana-Pflanzen verfolgen kann. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Terra Tech mit Einnahmen von einer Million US-Dollar.

Beim Start in einer Industrie, die in einem rechtlichen Graubereich angesiedelt ist, hatte er große Sorge. Petersons geschäftliche Prinzipen aber machten ihn erfolgreich und schützen ihn nach eigenen Angaben vor rechtlichen Konsequenzen: "Ich wollte aus gesetzlichen Gründen nichts direkt mit dem Anbau der Pflanze zu tun haben. Wir sind gut darin, den eigentlichen Anbau auf Abstand zu halten. Wir stellen lediglich Produkte dafür her. Immer mehr Patienten bauen ihr Marihuana selbst an. Sie kaufen bei uns das nötige Equipment dafür. Die Nachfrage besteht und wer die Droge konsumieren will, wird Mittel und Wege dazu finden."

Derek Peterson ist persönlich von der positiven Wirkung von Marihuana überzeugt. Vor fünf Jahren brach er sich bei einem Surfunfall das Genick. In der anschließenden Regeneration konsumierte er ebenfalls Marihuana, in Form von Joints und als Salbe für den Rücken. Er kennt also die medizinische Wirkung des Krauts aus erster Hand. Gefragt danach, ob er mit seinen Technologien auch hofft, das tägliche Leben ein bisschen einfacher zu machen, so wie es Steve Jobs mit seinen Apple-Produkten getan hat, antwortete Peterson der Huffington Post: "Ich hoffe es."

Nutzen und Schädlichkeit von Marihuana sind umstritten. Hier finden sie einen Beitrag über eine Studie, in der negative Folgen untersucht wurden.

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