Investitionen:Porsche wächst im Osten

Der Sportwagenhersteller baut eine Fabrik mit einem Presswerk-Spezialisten. Der Name und der genaue Standort stehen allerdings noch nicht fest. In Frage kommen drei Bundesländer in Ostdeutschland.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Der neueste Schachzug von Porsche-Chef Oliver Blume wird nicht nur der Eignerfamilie gefallen, sondern auch den Politikern in Sachsen und Sachsen-Anhalt: Der Stuttgarter Sportwagenhersteller errichtet sein erstes eigenes Presswerk. Hierfür gründet er ein Joint Venture mit der schwäbischen Schuler AG, die als Weltmarktführerin bei Pressensystemen gilt. Das neue Unternehmen wird etwa 100 neue Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Fachkräfte in der Nähe des Porsche-Werks Leipzig schaffen, die Volkswagen-Tochter wird einen dreistelligen Millionenbetrag in ihren neuen Standort investieren.

Der Aufsichtsrat hat die neue Tochterfirma am Dienstag genehmigt, der Name und der genaue Standort stehen allerdings noch nicht fest. In Frage kommen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Beide Unternehmen äußern sich zu dem Projekt noch nicht, nach Informationen der Süddeutschen Zeitung werden Porsche und Schuler jeweils zur Hälfte Eigentümer. Die Europäische Kommission hat dem Vorhaben bereits zugestimmt. Wann das neue Presswerk den Betrieb aufnehmen soll, ist aber auch noch offen.

Für Oliver Blume ist es ein strategischer Schritt, der sich in doppelter Hinsicht bezahlt macht: Erstens schließt er mit dem ersten eigenen Presswerk die letzte Lücke in seiner Prozesskette, Porsche ist somit besser gerüstet denn je. Bislang ließ sich Porsche Karosserieteile wie Kotflügel oder Heckklappen von externen Zulieferern fertig geformt ans Band bringen. Zweitens will Blume mit dem neuen Werk den stetig wachsenden Ansprüchen an kraftstoffsparenden Teilen künftig in Eigenregie gerecht werden.

Was früher etwas abfällig als "Blech biegen" bezeichnet wurde, wird durch den Wandel in der Automobilindustrie immer wichtiger: Angesichts strenger werdender Emissions-Grenzwerte und der oft zitierten Reichweiten-Frage bei Elektro-Autos forcieren die Hersteller den Leichtbau. Der technologische Anspruch steigt ständig. Deshalb will Blume die Karosserieteile seiner Flitzer selbst produzieren.

Das neue Presswerk soll hochmoderne Aluminiumteile fertigen. Es könnte im Großraum Leipzig/Halle angesiedelt werden und wird zunächst wohl der Produktion in Leipzig zuliefern, dort werden die Modelle Macan und Panamera produziert. Bislang kamen die Karosserie-Teile bis aus Österreich. Langfristig kann Porsche theoretisch all seine Karosserieteile im eigenen Haus produzieren. Das könnte zumindest bei anspruchsvolleren Teilen sinnvoll sein, die einfacheren Komponenten könnte man wie bisher extern einkaufen.

Oliver Blume ist Produktionsexperte, er war für den Neubau des Porsche-Werks in Leipzig verantwortlich, das 2002 eröffnet wurde. 2015 kaufte Porsche unter dem damaligen Vorstandschef Matthias Müller die Werkzeugbausparte des Augsburger Roboter-Herstellers Kuka. Damals sagte Blume in seiner Funktion als Vorstand für Produktion und Logistik: "Die Karosseriebauteile für unser Porsche-typisches, emotionales Design gehören heute zu den anspruchsvollsten in diesem Bereich. Ausgelöst von Performance und Gebrauchseigenschaften unserer Fahrzeuge geht der Trend zu noch kompromissloserem Leichtbau, wodurch der technologische Anspruch weiter steigt."

Der Partner Schuler mit Sitz in Göppingen ist ein klassischer schwäbischer Hidden Champion: 6600 Mitarbeiter in 40 Ländern machen etwa 1,2 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Seit 2013 gehört die Firma zur österreichischen Andritz-Gruppe aus Graz. Diese hat wiederum 26 000 Mitarbeiter und machte zuletzt sechs Milliarden Euro Jahresumsatz.

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