Investitionen:Peking plant mehr Kontrolle

Durch manipulierte Import-Export-Deals sind Milliarden außer Land gebracht worden.

Von christoph giesen, Peking

In den vergangenen Wochen ist die chinesische Währung massiv unter Druck geraten. Mehrere Tage hintereinander lockerte Chinas Zentralbank den Referenzkurs. Insgesamt büßte der Yuan um etwa sechs Prozent im Vergleich zum Dollar ein. Der Hauptgrund: Vor allem durch manipulierte Import-Export-Deals sind in den vergangenen Monaten Milliarden außer Landes gebracht worden. Christopher Balding, Ökonom an der Peking Universität, beziffert den Abfluss seit September 2012 auf mindestens 1,6 Billionen Dollar - die mit Abstand größte Kapitalflucht der Welt.

Nun scheint die chinesische Führung gegenzusteuern und möchte das illegale Geldverschieben unterbinden. Offenbar sollen chinesische Investitionen im Ausland strenger kontrolliert, teilweise sie sogar ganz einschränkt werden. Der Staatsrat in Peking wolle Investitionen in Höhe von mehr als zehn Milliarden Dollar künftig untersagen, das berichteten sowohl die South China Morning Post als auch die Financial Times unter Hinweis auf einen Gesetzentwurf. Außerdem sollen laut dieser Plänen Fusionen und Übernahmen im Wert von über einer Milliarde Dollar nicht mehr erlaubt werden, falls diese außerhalb des Kerngeschäfts des Investors liegen sollten. Eine Übernahme eines Roboterbauers durch einen Küchengerätekonzern wie im Fall Kuka könnte es dann wohl nicht mehr geben. Auch dürften laut Entwurf Staatsbetriebe nicht mehr als für eine Milliarde Dollar in ausländische Immobilien investieren. Die Regeln sollen vorübergehend bis September 2017 gelten.

Ebenfalls am Anfang dieser Woche informierten chinesische Währungshüter Banken in Shanghai, dass künftig alle Zahlungen ins Ausland von mehr als fünf Millionen Dollar der Devisenaufsicht in Peking zur Genehmigung vorlegt werden müssen. Bislang mussten lediglich Devisentransfers von mehr als 50 Millionen Dollar der Aufsicht gemeldet werden. Auch bereits genehmigte Großüberweisungen sollen offenbar noch einmal geprüft werden. Das wiederum könnte ausländische Firmen in der Volksrepublik in Schwierigkeiten bringen, nämlich, wenn plötzlich etliche Dividendenzahlungen in die Heimat beanstandet werden sollten.

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