Investitionen ins Zugnetz:Wo die Bahn in Deutschland baut

"Für die Verspätung bitten wir um Ihr Verständnis" - diese Ansage ist vielen Zugreisenden wohlbekannt. Oft sind Baustellen für die Verzögerungen verantwortlich. Die Bahn arbeitet in ganz Deutschland an Großprojekten. Viele der Milliarden-Investitionen werden sich erst Jahre später auszahlen. Ein Überblick.

Stuttgart 21 ist mehr als ein milliardenschweres Bahnprojekt. Es ist auch ein Symbol für eine Verkehrspolitik, die nicht immer in die richtige Richtung weist. Das deutsche Trassennetz ist im ständigen Umbau. Die wichtigsten Baustellen der Deutschen Bahn im Überblick.

Gleisbauarbeiten im Raum Leipzig-Halle

Gleisbauer arbeiten Anfang März in Gröbers (Saalekreis) an Eisenbahnschienen des Bahn-Projekts Nürnberg-Leipzig/Halle-Berlin.

(Foto: dapd)

Berlin - München

Derzeit wird noch am 190 Kilometer langen Abschnitt zwischen Nürnberg und Erfurt gebaut. Die Strecke gilt als technisch anspruchsvoll - mit 22 Tunneln und 29 Talbrücken wird der Thüringer Wald durchquert. 300 Stundenkilometer schnell fahren die ICEs dann planmäßig auf dem Teilstück - allerdings nicht vor 2017. Erst dann dürfte die Strecke fertig sein. In den neunziger Jahren wurde die Planung verhandelt, 2002 mit dem Bau des ersten Abschnitts im oberfränkischen Staffelstein begonnen. Die Kosten für das Langzeitprojekt dürften bei etwas mehr als fünf Milliarden Euro liegen, schätzt das Bundesverkehrsministerium. Der Ausbau der 171 Kilometer langen Strecke zwischen Nürnberg und München ist bereits seit 2006 abgeschlossen: Seither hat sich die Fahrtzeit zwischen den bayerischen Metropolen von mehr als 90 Minuten auf etwa eine Stunde verkürzt. 3,5 Milliarden Euro kostete dem Bundesverkehrsministerium zufolge allein der Ausbau dieses Abschnitts. Die gesamte Strecke zwischen Berlin und München wird wohl etwa 13 Milliarden Euro verschlingen.

Bremen-Hannover-Hamburg

Die Trasse zwischen den drei Städten in Form eines Y wird seit den neunziger Jahren immer wieder debattiert. Nach damaliger Planung sollten auf der Strecke nur ICE-Züge verkehren, nun sollen auch Güterzüge über die Strecke rollen. So will man nachts die lauten Güterzüge aus den Städten heraushalten. Allerdings gilt die Hochgeschwindigkeitsverbindung als Prestigeprojekt. Der Baubeginn wurde immer wieder verschoben. Bezeichnenderweise taucht die Y-Trasse nicht im Verkehrsinvestitionsbericht 2010 des Bundesverkehrsministeriums auf, der den aktuellen Planungsstand für Zugstrecken in Deutschland zusammenfasst. Im Januar berichtete der NDR, dass die Deutsche Bahn vorerst nicht mehr mit der Trasse plane. Stattdessen suche man nach Alternativen, sagte Bahnchef Rüdiger Grube. Befürworter der Y-Trasse halten den Neubau für notwendig, um die Häfen Bremen und Hamburg besser an das Hinterland anzubinden. Die niedersächsische Landesregierung hat nun für 2017 einen Baubeginn ins Spiel gebracht - dann würden im Jahr 2022 die ersten Züge auf der Trasse fahren.

Stuttgart - München

Im Fokus stand zuletzt eher der geplante Tiefbahnhof Stuttgart 21 - dabei ist der nur ein Teil der neuen kontinentalen Bahntrasse Magistrale für Europa: Sie soll die Reisezeit von West- nach Südosteuropa verkürzen. Im kleineren Maßstab kommen dann auch Reisende von Stuttgart nach München etwa eine halbe Stunde schneller ans Ziel: Die Fahrt mit dem ICE verkürzt sich voraussichtlich ab 2019 von heute zweieinviertel Stunden auf eindreiviertel Stunden. Zwischen Augsburg und München wird bereits seit 1998 gebaut - zwischen Stuttgart und Augsburg haben die Bauarbeiten hingegen erst vor zwei Jahren begonnen. Insgesamt rund 4,5 Milliarden Euro soll das Projekt nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums kosten.

Frankfurt/Main - Fulda*

Hier modernisiert die Bahn den Abschnitt zwischen Fulda und Frankfurt. Rund zehn Minuten schneller will die Bahn auf dieser Strecke werden - statt bislang 57 Minuten soll die Fahrt dann noch 46 Minuten dauern. Die Kosten werden auf etwa 340 Millionen Euro geschätzt.

Frankfurt/Main - Basel

Schon seit 1987 plant die Bahn, den Abschnitt ab Karlsruhe schneller zu machen. Fertig ist bisher allerdings nur die Teilstrecke zwischen Rastatt Süd und Offenburg. Daneben wird derzeit nur auf zwei weiteren Abschnitten gebaut. Wann die Arbeiten auf dem größten Teil der 190 Kilometer langen Trasse beginnen, ist derzeit offen. Im Verkehrsinvestitionsbericht 2010 heißt es, politische Einflussnahme und die Untersuchung neuer Streckenvarianten verhinderten den Baubeginn. Nach bisheriger Planung soll sich ab 2017 die Fahrtzeit von Frankfurt nach Basel um eine halbe Stunde verkürzen: Statt drei Stunden betrüge die Fahrtzeit dann zweieinhalb Stunden. Der Umbau dürfte rund 5,8 Milliarden Euro kosten.

*Anmerkung der Redaktion: Die Strecke hat, wie hier ursprünglich stand, nichts mit der Achse Frankfurt-Nürnberg zu tun. Danke an den geografie-kundigen Kommentator.

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