Süddeutsche Zeitung

Investitionen:Fürs bessere Klima

Europäische Firmen gaben zuletzt 124 Milliarden Euro aus, um ihre Emissionen zu senken. Das ist nicht genug.

Wenn große Konzerne ihre Hauptversammlungen abhalten, sind Klimaschützer oft nicht weit. Diese Erfahrung machte vor kurzem auch Siemenschef Joe Kaeser. Anlass war die umstrittene Beteiligung an einer Kohlemine in Australien, an der Siemens festhält, obwohl es sich dem Klimaschutz verpflichtet hat. Klimaneutral wirtschaften, das haben sich inzwischen viele deutsche Unternehmen vorgenommen. Doch das kostet Geld.

Eine neue Studie zeigt, dass deutsche börsennotierte Firmen mehr Geld für Klimaschutz ausgeben als Unternehmen aus anderen EU-Ländern. Die gemeldeten Investitionen von 69 deutschen Aktiengesellschaften betrugen demnach 44,4 Milliarden Euro, wie die Klimaschutzorganisation Carbon Disclosure Project herausfand. CDP sammelt Daten zu Emissionen und Klimastrategien von Firmen.

Insgesamt kündigten europäische Börsenunternehmen im vergangenen Jahr Investitionen in Höhe von 124 Milliarden Euro an, mit dem Ziel ihre Emissionen zu senken. 59 Milliarden Euro davon betrafen CO₂-arme Technologien, 65 Milliarden flossen demnach in Forschung und Entwicklung. Diese Firmen spielen laut CDP eine enorm wichtige Rolle, wenn die EU ihr Klimaziel der CO₂-Neutralität bis 2050 erreichen will. Das wird laut CDP aber nur gelingen, wenn die Klimaschutz-Investitionen noch einmal verdoppelt werden. Der Bericht von CDP analysiert die Daten von 882 europäischen Unternehmen. Zusammengenommen machen deren Emissionen drei Viertel des gesamten EU-Ausstoßes aus. Unter ihnen sind 69 deutsche Konzerne wie Adidas, BASF, BMW, die Deutsche Bahn, Eon, Hochtief, SAP und VW.

Ein Vergleich der Länder in der Europäischen Union zeigt, dass Spanien (37,9 Milliarden Euro) und Italien (24,3 Milliarden) die Plätze zwei und drei hinter Deutschland belegen. Konzerne aus Großbritannien - dem Land, in dem im November die diesjährige Weltklimakonferenz stattfinden soll - kommen laut dem Bericht hinter Frankreich (6,0 Milliarden) und Dänemark (4,5 Milliarden) mit Investitionen von 4,0 Milliarden nur auf Rang sechs. Das hängt auch damit zusammen, dass in Großbritannien mehr Firmen aus dem Dienstleistungssektor mit geringeren Emissionen ansässig sind als in Deutschland.

"Dieser Bericht zeigt, dass einige die Umstellung ernstnehmen", sagt CDP-Europa-Direktor Steven Tebbe. Die für 2019 gemeldeten Investitionen könnten dazu beitragen, dass langfristig 2,4 Gigatonnen CO₂-Äquivalente eingespart werden, ergänzt der Experte. Ein Wert, der dem jährlichen Ausstoß von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Polen zusammen entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die europäischen Neuinvestitionen indes um fast ein Drittel, was laut CDP vor allem mit größeren Einmal-Investitionen 2018 zusammenhängt.

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SZ vom 26.02.2020 / SZ/dpa
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