Süddeutsche Zeitung

Investitionen bei der Deutschen Bahn:Unser Zug soll schöner werden

  • Im Kampf gegen die Fernbus-Konkurrenz plant die Deutsche Bahn offenbar, etwa 200 Millionen Euro in den Komfort ihrer Fernzüge zu investieren.
  • Details sollen erst am kommenden Mittwoch bei einer Aufsichtsratssitzung bekannt werden - wenn Bahn-Chef Grube die neue Fernverkehrsstrategie vorstellt.
  • Der Fahrgastverband Pro Bahn legte am Wochenende seine Forderungen an den Konzern vor.

Millionenbeträge gegen kaputte Toiletten und Bordküchen

Die Deutsche Bahn will den Komfort in ihren Fernverkehrszügen auf Vordermann bringen. Dafür wird das Unternehmen laut einem Bericht der Wirtschaftswoche in den kommenden drei Jahren etwa 200 Millionen Euro investieren. Mit dem Geld sollten "Komfortstörungen" wie kaputte Toiletten und fehlerhafte Geräte in den Bordküchen behoben werden, sagte Konzernchef Rüdiger Grube dem Blatt.

Ein Bahn-Sprecher wollte die Summe am Wochenende nicht bestätigen - er verwies auf die Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch. Die Investitionen sind dem Bericht zufolge Teil der neuen Fernverkehrsstrategie der Bahn, die Grube zu diesem Termin vorstellen will. Die Bahn will Marktanteile zurückgewinnen, die sie zuletzt an die boomende Fernbusbranche verloren hatte.

Auch Bundesländer sollen Geld für Fernzüge bereitstellen

Außerdem wolle die Bahn die Bundesländer überzeugen, Geld für Fernzüge in der Fläche bereitzustellen. Im Gegenzug müssten sie weniger für Regionalzüge ausgeben.

Vorbild ist dem Bericht zufolge der Intercity von Bremen nach Norddeich Mole, den Pendler zuschlagsfrei anstelle von Regionalzügen benutzen können. Letztere seien dafür aus dem Verkehr gezogen worden. Ähnliches ist demnach Ende des Jahres auf der Strecke zwischen Stuttgart und Zürich geplant, wo die Intercitys künftig häufiger verkehren und für Pendler mit Nahverkehrsticket zuschlagsfrei offen stehen sollen. Dafür erhalte die Bahn Geld aus den Regionalisierungsmitteln des Landes Baden-Württemberg.

Pro Bahn: "Lieber zu spät als gar nicht"

Die neue Fernverkehrsstrategie sei zwar überfällig, sagte der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Gerd Aschoff, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. "Aber lieber zu spät als gar nicht." Der Verband tagte am Wochenende in Bremen und legte ein Eckpunktepapier zum "Fernverkehr auf der Schiene" vor. Darin fordert er nicht nur - mit Blick auf die Fernbus-Konkurrenz - günstigere Preise.

Pro Bahn will auch, dass Bahnfahren bequemer und entspannter wird. Der Verband denkt dabei beispielsweise an freien Internetzugang in Zügen oder mehr Platz für Gepäck.

Schwache Bilanzen erwartet

Am Tag nach der Aufsichtsratssitzung wird der Konzern zudem am Donnerstag seine Bilanz für das Jahr 2014 vorlegen. Medienberichten zufolge schloss die Bahn das vergangene Geschäftsjahr mit einem enttäuschenden Ergebnis ab. Allein durch den Preiskampf der Fernbusse entgingen der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 120 Millionen Euro an Umsatz. Als eine Konsequenz daraus will der Konzern mehr eigene Busse auf die Straße bringen.

Auch in das Jahr 2015 sei der Konzern schwach gestartet, berichtete am Freitagabend der Hessische Rundfunk. "Der Umsatz im Januar 2015 liegt deutlich unter Vorjahr und unter Plan", zitierte der Sender einen Vertreter des Unternehmens. Demnach sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 110 Millionen Euro. Der Gewinn sei um 30 Millionen Euro geringer ausgefallen. Dem Bericht zufolge fuhren das Fernverkehrsgeschäft und der Schienengüterverkehr gar Verluste ein.

Schon 2013 - mit der Liberalisierung bei den Fernbussen - waren die Erlöse bei der Bahn wegen der Fernbus-Konkurrenz gesunken. Viele Busunternehmen bieten inzwischen zu deutlich günstigeren Preisen ähnliche Verbindungen an wie die Bahn im Fernverkehr. Im vergangenen Jahr, so schätzt die Branche, dürften sich die Passagierzahlen bei Fernbussen auf gut 16 Millionen verdoppelt haben. Ein großer Teil davon fuhr vorher Bahn.

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