Investition in Klimaschutz:Wie man Billionen bewegt

Pandemic Has Disproportionate Affect On Coal Sector

Braunkohle-Kraftwerke von RWE in Bergheim-Niederaußem, westlich von Köln: Der komplette Ausstieg dauert bis 2038.

(Foto: Lukas Schulze/Getty Images)

Ein Beirat der Bundesregierung verlangt von Firmen mehr Berichterstattung über die Umweltfolgen ihres Tuns.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Ohne Geld wird aus dem schönsten Umbau nichts. Und der Umbau der Wirtschaft braucht sehr, sehr viel Geld. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Zwei Jahre lang hat sich ein Beirat der Bundesregierung mit dieser Frage beschäftigt. Denn damit die "große Transformation" gelingt, weg von klimaschädlichen Geschäftsmodellen, müssen auch Firmen und Finanzmärkte Billionen bewegen. "Shifting the Trillions" - so heißt auch der Bericht, den der Beirat am Donnerstag vorgelegt hat.

31 Empfehlungen hat der Beirat erarbeitet, neun davon allein zur Berichterstattung von Unternehmen. Sie sollen im Lagebericht angeben, inwieweit ihr Geschäftsmodell zukunftsfest ist; vor allem mit Blick auf den Klimawandel. Auch soll klarer werden, ob sie aktiv an der Transformation mitarbeiten. "Mit einer entsprechenden Berichtspraxis können Akteure am Finanzmarkt identifizieren, welche Unternehmen den Transformationspfad zur Erreichung der Pariser Klimaziele und der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 verfolgen", heißt es in dem Bericht, "und damit die eigene Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen."

Mehr noch: Aus den Berichten soll künftig auch deutlich werden, ob die Geschäftstätigkeit Risiken für Umwelt und Gesellschaft aufwirft. Solche Pflichten sollen auch nicht nur für große und börsennotierte Unternehmen gelten, sondern bereits für Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern.

Dazu allerdings müsste die Bundesregierung aktiv werden, etwa bei der Änderung von Standards auf europäischer Ebene. "Damit die Transformation gelingen kann, braucht es regulatorische Anpassung", sagt Silke Stremlau, Vorstand beim Altersvorsorge-Verbund Hannoversche Kassen und selbst Mitglied des Beirats. Dazu gebe der Bericht den Impuls. Aber auch der Bund selbst könnte beim shiften mitmachen, und das recht einfach: Er kann die Nachhaltigkeit seiner Sondervermögen - etwa die Versorgungsrücklage für Beamtenpensionen - kritisch überprüfen und dann seinerseits Milliarden umschichten. Auch Kreditgarantien solle er an deren Langfrist-Folgen für die Umwelt binden. Privaten Anlegern wiederum soll eine einfache, fünfstufige Skala helfen, die Spätfolgen ihrer Investments abzuschätzen - vergleichbar den Effizienzangaben auf Kühlschränken. "Damit würde Deutschland ein Beispiel für Europa setzen", wirbt der Beirat.

Noch sind es nur Empfehlungen, doch Umweltschützer sehen sie als großen Fortschritt. Es handele sich um einen "ein guten Zwischenschritt zu einem umfassend nachhaltigen Finanzsystem in Deutschland", sagt Matthias Kopp, der sich bei der Umweltstiftung WWF mit dem Thema befasst. "Aber der Bericht darf nicht still und leise in der Schublade verschwinden."

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