Süddeutsche Zeitung

Interview am Morgen:"Wir haben eine Tonne Schokoherzen"

Lesezeit: 2 min

In wenigen Tagen werden die Reste von Air Berlin versteigert. Ob dabei jeder mitbieten kann, erläutert der zuständige Auktionator Toke Bransky im Interview am Morgen.

Von Hans von der Hagen

Vom 15. Januar an versteigert das Hamburger Auktionshaus Dechow im Internet Inventar von Air Berlin. Angeboten werden zunächst Memorabilia, später auch Flugzeugteile und technisches Gerät. Das Auktionshaus Dechow hat sich seit mehr als einhundert Jahren auf Industrieauktionen spezialisiert, Toke Bransky ist für die Versteigerung mit zuständig.

Herr Bransky, Ihr Unternehmen versteigert das, was von Air Berlin übrigbleibt. Haben Sie demnächst Schokoherzen im Programm?

Wir haben sogar eine ganze Tonne Schokoherzen. Es kann natürlich sein, dass die vorweg komplett verkauft werden und gar nicht mehr in die öffentliche Auktion kommen. Aber wir würden sie gerne versteigern. Immerhin ist das Schokoherz das, woran sich die Fluggäste erinnern. Darauf hat man sich bei einem Air-Berlin-Flug am meisten gefreut.

Was wird es noch geben?

Im ersten Schritt werden eher Memorabilia versteigert: Bordtrolleys, teils mit Geschirr bestückt, Flugzeugsitze, Daunendecken aus der Business Class, Kopfkissen, Kinderkoffer mit Spielzeug. Bei den anschließenden Versteigerungen, die in einigen Wochen anstehen, werden auch Werkzeugkoffer, Turbinenteile und ein Leitwerk verkauft.

Ein Leitwerk? Passt das noch ins Wohnzimmer?

Könnte klappen. Es ist zweieinhalb Meter hoch und anderthalb Meter breit. Das Interesse an den Dingen ist jedenfalls schon groß. Obwohl die Versteigerung erst am 15. Januar beginnt, haben sich schon gut 32 000 Personen bei uns registriert.

Wer ist alles dabei?

Genau weiß ich das nicht. Wahrscheinlich sind es vor allem flugzeuginteressierte Menschen wie Plane-Spotter. Vielleicht auch ein paar Hipster, die zum Beispiel einen Bordtrolley ersteigern wollen. Aber es werden auch Unternehmen dabei sein, die vor allem an dem technischen Gerät interessiert sein dürften. Wir müssen teils sehr aufwändige Dokumentationen bereithalten, damit die Werkzeuge und Ersatzteile auch weiterhin in der Luftfahrtindustrie verwendet werden dürfen. Die Regularien sind da sehr streng.

Mitmachen kann jeder?

Genau. Alles läuft online, im Prinzip wie bei Ebay. Allerdings gibt es einen großen Unterschied. Bei uns wird die Auktion nicht zu einer bestimmten Uhrzeit automatisch beendet, sondern sie läuft so lange weiter, bis keiner mehr bietet.

Was wird das teuerste Angebot sein?

Jetzt bei der ersten Versteigerung: Das Modell eines Air-Berlin-Flugzeugs im Maßstab 1:10. Es ist knapp drei Meter lang. Der Startpreis liegt bei 4000 Euro.

Und die Sitze - was kosten die?

Die Doppelsitze aus der Business Class starten bei 150 Euro, die Dreiersitze aus der Economy Class bei 100 Euro.

Wer die Dreiersitze kauft, sitzt also zu Hause genauso beengt wie im Flugzeug?

Ja. Ich weiß nicht, ob die sich separat aufstellen lassen, ich habe jedenfalls noch keinen einzelnen Sitz bei uns im Lager gesehen.

Was ist Ihr Tipp? Was wird besonders gut laufen?

Ich vermute die Trolleys und die Decken aus der Business Class: Die sind aus Kaschmir mit echten Daunen und der Startpreis liegt nur bei einem Euro.

Wie groß ist das Gesamtvolumen der Versteigerung?

Das ist immer etwas schwer zu bemessen. Wenn wir vom aktuellen Wert ausgehen, liegt das Volumen im zweistelligen Millionenbereich.

Und die Einnahmen bekommt der Insolvenzverwalter von Air Berlin?

Genau, abzüglich unseres Aufgelds in Höhe von 15 Prozent.

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