Interview am Morgen:"Wir glauben natürlich an den Weihnachtsmann!"

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Drohnen sind unterm Weihnachtsbaum schon sowas wie ein Klassiker, sagt Willy Fischel vom Handelsverband Spielwaren.

(Foto: dpa)

Willy Fischel vom Handelsverband Spielwaren spricht im Interview am Morgen über Rekordumsätze, deutsche Schenkfreudigkeit und Drohnen als neue Klassiker.

Von Christoph Gurk

Für die Spielwaren-Industrie werden die kommenden Wochen mal wieder die wichtigsten des ganzen Jahres sein. Weihnachtszeit ist Geschenkezeit, allen voran in Deutschland, wo die Verbraucher besonders viel Geld für Spielzeug ausgeben. Willy Fischel, Geschäftsführer des Handelsverbands Spielwaren, spricht im Interview am Morgen über die Gründe für die deutsche Schenkfreudigkeit und erklärt, welche Geschenke 2017 besonders beliebt sein werden.

SZ: Herr Fischel, 3,1 Milliarden Euro haben die Deutschen 2016 für Spielwaren ausgegeben. Das nächste Rekordjahr. Erwarten Sie für 2017 ebenfalls so gute Zahlen?

Willy Fischel: Die Zeit der Superrekorde ist vorbei. Wir gehen aber davon aus, dass der Umsatz 2017 nochmal höher ausfällt als im Vorjahr. Entscheidend dafür sind die nächsten Wochen: Im November, Dezember und Januar erwirtschaften wir etwa 40 Prozent des Jahresumsatzes. Und in diesem Jahr ist es besonders spannend: Der 23.12. ist ein Samstag, da gehen viele nochmal Geschenke kaufen.

Klingt eher nach einer aufregenden, als nach einer besinnlichen Weihnachtszeit für Sie.

Ja. Aber wir sind guten Mutes. Wir glauben an die Kunden - und wir glauben natürlich an den Weihnachtsmann!

Interview am Morgen

Diese Interview-Reihe widmet sich aktuellen Themen und erscheint von Montag bis Freitag spätestens um 7.30 Uhr auf SZ.de. Alle Interviews hier.

Im europäischen Vergleich ist die Geburtenrate in Deutschland ziemlich gering. Wieso werden ausgerechnet hierzulande so viele Spielsachen verkauft?

Das hat mehrere Gründe. Es gibt einige Marken, die ihr Sortiment stark erweitert haben. Dazu kommen der Onlinehandel, der den Markt belebt hat, und auch veränderte Familienstrukturen.

Zum Beispiel Kinder, deren Eltern getrennt leben und die deshalb zwei Kinderzimmer haben. Oder Patchworkfamilien, in denen es neben Mutter und Vater auch noch Stiefeltern gibt, die auch etwas schenken.

Tendenziell ist es aber auch so, dass Kinder bei uns besonders gern beschenkt werden. Omas, Opas, Tanten und Onkel lassen sich nicht lumpen und das Sortiment ist auch so vielseitig geworden, dass selbst Erwachsene sich heute gerne Spielzeug kaufen.

Gerade hat ihr Verband die Top-Ten-Spielzeuge für 2017 gekürt, darunter ein elektrisches Auto mit dazugehöriger Virtual Reality-Brille und ein interaktives Barbie-Pferd. Das klingt ein bisschen so, als ob man die Klassiker "Ferngesteuertes Auto" oder "Spielzeugpferd" mit ein bisschen Technik aufgehübscht hat.

In gewisser Weise stimmt das sogar. Spielwaren sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wenn Technik zunehmend in unser Leben einzieht, dann ist es nur logisch, dass auch Spielzeugklassiker mit moderner Technik ausgestattet werden. Diese Entwicklungen sind auch rasend schnell. Nehmen Sie Drohnen: Die waren vor ein paar Jahren eine Neuheit, heute sind sie fast schon ein Klassiker. Das wird mit Virtual Reality auch passieren. Letztendlich ist es aber auch egal, wie analog oder digital ein Spielzeug ist. Entscheidend ist, dass Kinder Spaß damit haben. Das ist heute so und das war vor 100 Jahren nicht anders.

Ein weiterer Riesentrend im Spielzeugmarkt sind Lizenzen: Filmfirmen zum Beispiel arbeiten heute sehr eng mit Spielzeugherstellern zusammen, so gibt es zu fast jedem neuen Kinderfilm die passenden Spielfiguren, extra Bausätze und Bastelbögen.

Für viele Hersteller lohnt es sich, Geld für Lizenzen auszugeben. Sie profitieren dadurch von der Bekanntheit eines Films. Bald erscheint zum Beispiel der neue Teil von "Star Wars". Da bekommt dann das dazugehörige Spielzeug auch mehr Aufmerksamkeit.

Anders herum wirbt das Spielzeug auch für die jeweiligen Filme. Eine Win-Win-Situation für die Firmen. Nur: Wird die Fantasie der Kinder nicht eingeschränkt, wenn es auf einmal statt Spielzeugraumschiffen nur noch "Starfighter" von Star Wars gibt?

Ich wäre vorsichtig, so etwas zu behaupten. Kinder gehen mit Spielzeug ganz anders um, als wir. Sie ordnen ihm neue Bedeutung zu und fügen es in ihre Welt ein, nicht andersherum.

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