Euro-Banknoten:"Die Menschen brauchen Zeit, um sich an die neuen Scheine zu gewöhnen"

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Ein Packen (alter) 100-Euro-Scheine auf einem Förderband eines Geldlogistikers. (Foto: Leonhard Foeger/Reuters)

Am Montag präsentiert die EZB neue 100- und 200-Euro-Scheine, die es Fälschern schwerer machen sollen. Wie funktioniert das?

Interview von Carolin Jackermeier

Die 5-, 10-, 20- und 50-Euro-Scheine gibt es bereits in neuem Design. Am Montag präsentiert die Europäische Zentralbank (EZB) nun auch neue 100- und 200-Euro-Scheine. Sie sollen 2019 in Umlauf kommen. Vor fünf Jahren hat die EZB begonnen, die alten Euro-Banknoten gegen neue auszuwechseln. Widerstandsfähiger, bunter und sicherer sollen sie sein. Silke Gatz, Falschgeldexpertin beim LKA Baden-Württemberg, erklärt, wie die neuen Scheine das Leben der Fälscher erschweren.

SZ: Was unterscheidet die neuen Scheine von ihren Vorgängern?

Silke Gatz: Die Details der neuen Scheine sind noch bis Montagnachmittag geheim. Generell lässt sich aber sagen: Die neuen Noten sind anders gestaltet und haben einige neue Sicherheitsmerkmale: ein Porträtfenster im Hologramm, einen neuen Glanzstreifen und eine Smaragdzahl. Je nach Blickwinkel scheint sie grün bis dunkelblau. Andere Elemente wie Wasserzeichen, Sicherheitsfaden und Mikroschrift wurden beibehalten.

Das hält Fälscher auf?

Das nicht, aber es erschwert das Fälschen deutlich. 2015 gab es die meisten Fälschungsdelikte. Seitdem gehen die Zahlen zurück, 2017 waren es noch etwa 70 000 Fälle bundesweit. Das kann durchaus mit der neuen Serie zusammenhängen. Zumindest anfangs ist es für Fälscher komplizierter, die neuen Elemente nachzuahmen.

Der Designer der Europa-Serie sagt, dass es bei der Erneuerung auch viel um das Vertrauen in die Währung geht.

Ich glaube nicht, dass den Menschen bislang das Vertrauen in das Geld fehlt. Wir haben jeden Tag Falschnoten auf dem Tisch, der Falschgeldanteil in Deutschland ist aber im Verhältnis zum Echtgeld verschwindend gering. Eine gefälschte Note im Alltag in die Hände zu bekommen, ist annähernd so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.

Brauchen wir eigentlich gar kein neues Geld?

Das würde ich so nicht sagen. Das Fälschen zu erschweren, ist ein guter, wichtiger und notweniger Schritt und förderlich für die Polizeiarbeit. Schließlich haben die Fälscher ja auch immer mehr technische Möglichkeiten. Man darf aber auch nicht vergessen, wie riesig der Aufwand ist: Jeder einzelne Automat muss zum Beispiel auf die neuen Scheine umgestellt werden. Das ist vielen nicht bewusst.

Es wird in der neuen Serie keinen 500-Euro-Schein mehr geben. Spielt das für Fälscher eine Rolle?

Durchaus. Obwohl 20- und 50-Euro-Scheine am meisten gefälscht werden, gibt es immer noch Delikte mit den großen Scheinen. Zum Beispiel wenn Autos über den Kleinanzeigenmarkt verkauft und in bar bezahlt werden. Da kann es vorkommen, dass der Verkäufer 35 000 Euro Falschgeld in 500er-Stückelung in die Hände bekommt.

Wer fälscht eher Geld, der Einzelgänger zu Hause am PC oder international agierende Fälschergruppen?

Es gibt beides. Vorlagen werden auch im Darknet angeboten, was dazu führt, dass auch ein internetaffiner Schüler auf die Idee kommen könnte, einen Schein zu fälschen. Es gibt aber auch organisierte Kriminalität. Wichtig ist es, zu wissen, dass Geldfälschen ein Verbrechenstatbestand und kein Kavaliersdelikt ist. Er kann hohe Strafen nach sich ziehen.

Könnten Menschen die neuen Geldscheine für Falschgeld halten?

Das kam gerade bei der Einführung der neuen 5-Euro-Note häufiger vor. Die Menschen brauchen Zeit, um sich an die neuen Scheine zu gewöhnen. Aber das ist ja auch legitim.

Und wie können Laien falsche Noten erkennen?

Man muss sich mit dem Thema befassen, sonst wird es schwierig. Bevor ich hier in diesem Spezialgebiet angefangen habe, hätte ich einen falschen Schein nur mit Mühe erkannt. Man muss schon deutlich hinschauen. Die Bundesbank erklärt die Sicherheitsmerkmale auf ihrer Webseite sehr genau, dort können sich auch Privatpersonen informieren. Denn nur wer mit Echtgeld vertraut ist, kann auch Falschgeld erkennen.

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