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Internet-Telefonie:Eine neue Vorwahl in der Telefonwelt

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Das Telefonieren per Internet, dem viele Fachleute eine große Zukunft vorhersagen, wird auch in Deutschland schon bald konkrete Formen annehmen.

hen.

Bei einer Veranstaltung in Bonn teilte Matthias Kurth, Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, mit, dass es bereits in Kürze eine eigene Vorwahlnummer für Internet-Telefonate geben wird.

Unter der einheitlichen Nummer "032" werde voraussichtlich schon ab Januar 2005 jeder Internet-Telefonierer in Deutschland erreichbar sein. Nach Schätzungen werden Ende dieses Jahres bereits etwa 200.000 private Internetnutzer über das Web telefonieren.

Notrufe als Problem

Technische Voraussetzung dafür ist ein breitbandiger DSL-Anschluss, von denen es gegenwärtig rund 5,5 Millionen in der Bundesrepublik gibt.

Laut Kurth will die Regulierungsbehörde aber neben der "032" auch Internettelefonie unter den herkömmlichen Ortsnetzrufnummern gestatten. Allerdings solle diese Möglichkeit nur Kunden innerhalb ihrer jeweiligen Ortsnetze eingeräumt werden.

Nicht gestatten werde die Behörde die Vergabe von nicht wohnortbezogenen Ortsnetzrufnummern, weil dadurch für den Verbraucher die geographische Information der Vorwahlnummer verfälscht werde. Einigen Anbietern von Internettelefonie, die in der jüngsten Vergangenheit gezielt Vorwahlnummern aus einigen für sie günstigen Ortsnetzen vergeben hatten, war dies vor wenigen Tagen von der Regulierungsbehörde verboten worden.

Bei der Fachtagung machte Kurth deutlich, mit welchen thematischen Schwerpunkten sich die Behörde rund um die Internettelefonie beschäftigt. Neben der Nummernvergabe müsse vor allem das technische Problem der Notruf-Übermittlung gelöst werden.

Trennung von DSL und Telefonanschluss

Offen sei außerdem die von der Anbieterseite vehement geforderte Trennung zwischen DSL-Anschlüssen für Datenverkehr und Internettelefonie einerseits und herkömmlichen Telefonanschlüssen andererseits.

Wenn die Internettelefonie in Zukunft als ein eigenständiger, öffentlich zugänglicher Telefondienst gelten solle, dann müssten umgehend die technischen Probleme bei der Notruf-Bereitstellung überwunden werden.

Noch wichtiger sei die Frage, ob es in Zukunft zu einer Trennung zwischen DSL- und herkömmlichem Telefonanschlüssen kommen könne. Um der neuen Technik auf breiter Front zum Durchbruch zu verhelfen, sollte es nach Meinung von Kurth aber grundsätzlich möglich sein, auf den Telefonanschluss zu verzichten.

Dessen Kosten könnten jedoch auch künftig nicht ganz eingespart werden, weil die Teilnehmeranschlussleitung ja unverändert weiter benutzt werden müsse.

Bei einer Entbündelung von DSL und herkömmlichem Telefonanschluss gehen Fachleute davon aus, dass vor allem Großkunden durch Nutzung der preiswerten Internettelefonie bis zu 30 Prozent ihrer heutigen Telefonkosten sparen können.

Zahlreiche Firmen haben deshalb bereits ihre Telefonanlagen auf Internet-basierte Systeme umgestellt und profitieren dabei auch von zusätzlichen Diensten, wie etwa der Videokonferenz.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2004
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