Internet-Frachtbörsen:Keiner soll leer ausgehen

Leerfahrten sind ökologischer Wahnsinn und für Unternehmer ein ärgerlicher Kostenfaktor. Frachtbörsen bringen deshalb Laster und Ladung zusammen.

Treibstoffkosten, Steuern und Mautgebühren - die Kostenlawine setzt Speditionsunternehmen gehörig zu.

Leerer Transporter

Leerfahrten verursachen nur unnötig Kosten und sind ökologischer Wahnsinn.

(Foto: Foto: AP)

Wenn die Lastzüge zudem noch schlecht ausgelastet sind und mit viel Freiraum durch die Lande rollen, schwindet der Profit. Von der unnötigen Umweltbelastung ganz zu schweigen.

Doch Leerfahrten müssen nicht sein, lautet die Devise der Internet-Frachtbörsen, die mit ihren Online-Dienstleistungen Abhilfe schaffen wollen. Sie bringen Spediteure, Transportunternehmer und Hersteller zusammen.

Im Prinzip funktionieren die Internet-Frachtbörsen wie ein großes Schwarzes Brett, auf dem die einen ihre Ladekapazitäten anbieten und die anderen ihre Fracht. "München - Rom: Kühltransporter bietet Platz für 20 Paletten", lautet da ein Inserat. Ein anderes: "Breslau - Berlin" - Lademöglichkeit für acht Tonnen Schüttgut gesucht."

Tag für Tag werden Hunderttausende Aufträge europaweit über Online-Frachtbörsen vergeben. Ein boomendes Geschäft, bei dem alle Seiten profitieren: Wer seine Leerfahrten durch Rück- und Beiladungen reduziert, erhöht den Gewinn. Wer Waren als Bei- oder Rückladung versendet, kann bei den Transportkosten kräftig sparen.

Keine Branche ohne schwarze Schafe

Die Spielregeln sind einfach: Wer eine Frachtbörse nutzen will, muss sich zunächst registrieren lassen und zu diesem Zweck ein paar Daten zum Unternehmen übermitteln.

Registrierte Nutzer bekommen ein Passwort und haben damit Zugang zur Datenbank, die alle aktuellen Inserate zu Frachtaufträgen und Zulademöglichkeiten enthält.

In der Regel wird neuen Kunden erst einmal eine kostenlose Testphase gewährt. Wer den Service danach weiter nutzen will, zahlt bei den meisten Börsen eine monatliche Pauschalgebühr.

Dafür kann er die Serviceleistungen in beliebigem Umfang nutzen, kann inserieren oder nach Angeboten suchen - und zwar rund um die Uhr an allen Tagen der Woche.

Keine Branche ohne schwarze Schafe: Um Kunden so gut wie möglich vor Betrügern zu schützen, überprüfen seriöse Frachtbörsenanbieter die Vertrauenswürdigkeit jedes Unternehmens, das sich auf ihrem Marktplatz präsentieren will.

Wer dabei sein will, muss Gewerbeanmeldung, Handelsregisterauszug und Umsatzsteuer-Identifikationsnummer übermitteln.

Kunden vor allem kleine Speditionen mit kurzfristiger Planung

Auf die Dienste der Frachtbörsen greifen auch Handelsriesen und Konsumgüterhersteller gelegentlich zurück. "Doch In der Regel haben die Großen der Branche feste Verträge mit Speditionen und die sind auf Spontanaufträge nicht so sehr angewiesen," so die Erfahrung von Jörg Hülsmeier, Inhaber der Internetfrachtbörse Box24: "Unsere Kunden sind vor allem kleinere Unternehmen, die ihre Warentransporte im Drei- oder Vier-Tagesrhythmus organisieren."

Die Vorreiter unter den Frachtbörsenbetreibern haben ihre Geschäftsideen bereits Anfang der 90er Jahre entwickelt, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Inzwischen müssen sie sich den Markt mit einer Vielzahl von Mitbewerbern teilen.

"LKW online", eine Plattform auf der Transportunternehmen, Hersteller und Verladeunternehmen Gesuche und Angebote kommunizieren, ist seit 1997 dabei. Vor allem in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg und Niederlande werden Speditionsaufträge vermittelt", sagt Karin Kramer, Pressesprecherin des Freiburger Unternehmens.

Wer nur deutsch spricht, ist selbst SchuldEin

Grund für die geografische Begrenzung ist die Sprache. Denn auf dieser Plattform erscheinen die Angebote ausschließlich auf Deutsch - das schränkt den Kreis der Börsennutzer zwangsläufig ein. Beim Branchenriesen TimoCom Truck & Cargo dagegen werden inzwischen alle Eingaben automatisch simultan übersetzt.

Jedes Angebot kann mittlerweile in 24 Sprachen abgefragt werden. Finnisch, Norwegisch und Schwedisch gehören ebenso dazu wie Russisch und Ungarisch. Auch Rumänen, Griechen und Türken können alle Inserate in ihrer Muttersprache lesen. Bis zu 172.000 Inserate werden pro Tag von rund den rund 67.000 Nutzern der multilingualen Börse eingestellt.

Mitbewerber "Box 24", eine Frachtenbörse mit Geschäftssitz Hannover, konzentriert seine Aktivitäten seit einiger Zeit vor allem auf den Handel zwischen Deutschland und den osteuropäischen Ländern Osteuropas. In Polen, Rumänien und Ungarn, in Tschechien, der Slowakei, in Serbien und Kroatien haben die Börsianer aus Niedersachsen bereits Verkaufsbüros eröffnet.

Passende Angebote per SMS

"Einheimische Kundenberater vor Ort sind ganz wichtig", so Box24-Inhaber Jörg Hülsmeier. "Sie kennen den jeweiligen Markt am besten, können ganz gezielt Anzeigen in relevanten Fachzeitschriften schalten. Und sie können auf potentielle Kunden zugehen und sie in der eigenen Sprache ansprechen. Das erleichtert den Erstkontakt erheblich."

Auch die etablierten Plattformen müssen sich ständig neue Serviceleistungen einfallen lassen, um Kunden bei der Stange zu halten und neue Nutzer zu gewinnen.

So ist es bei vielen Anbietern bereits selbstverständlich, dass Disponenten, Spediteure und Hersteller auf der Suche nach passender Fracht oder passendem Transporter nicht mehr lange vor dem Computer sitzen müssen. Wer seine Daten eingegeben hat, erhält passende Angebote per SMS.

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