Deutschland, einig Glasfaserland? Schön wär's! Weil die Politik in der Vergangenheit Kupferleitungen - vulgo: die alten Telefonkabel - bevorzugt hat, müssen die schnellen und zukunftsfähigen Glaserstränge nun mühsam ausgebaut werden. Nur einer hat dabei noch ziemlich gut lachen: Vodafone. Denn der deutschen Tochter des britischen Konzerns gehört das größte TV-Kabelnetz in Deutschland. Dieses lässt sich seit der weitgehenden Digitalisierung auch fürs Internet nutzen. Und zwar mit ziemlich hohen Geschwindigkeiten.
Aber halten die Anbieter denn auch, was sie versprechen? Was kommt an von Geschwindigkeitsversprechen? Die versehen die Anbieter immer mit einem kleiner gedruckten "bis zu". Die Zeitschrift Chip hat in einem aufwendigen Test untersucht, wie es um die Festnetzanschlüsse steht. Die Fachredakteure werteten nicht nur 132 000 Geschwindigkeitsmessungen von Lesern aus, sondern schickten darüber hinaus auch 553 Mini-Rechner an freiwillige Tester, die damit ein noch objektiveres Ergebnis liefern sollten. Denn erfahrungsgemäß messen Internetnutzer oft dann ihre Internetgeschwindigkeit, wenn es mal nicht so läuft wie erwartet. Die Mini-Rechner machen das dagegen zeitgesteuert.
Preis-Leistungssieger auf nationaler Ebene wurde Vodafone. Die Düsseldorfer können ihre Tarife vergleichsweise niedrig kalkulieren, weil die Kabel zu den Endkunden schon weitgehend im Boden liegen und in den Häusern installiert sind. Vodafone investierte nach zahlreichen Kundenbeschwerden während der Pandemie aber auch in mehr Glasfaser-Leitungen, um das Hauptnetz - den sogenannten Backbone - zuverlässiger zu machen, aber auch um reine Glasfaserleitungen zu legen. Philippe Rogge, seit vorigem Sommer Deutschland-Chef, nennt das Ergebnis des Tests "eine Bestätigung der Arbeit und der Verbesserungen durch unsere Techniker während der vergangenen zwölf Monate". Wegen ihr liefere das Netz nun die hohe Qualität, welche die Kunden verdienten, sagte er der SZ.
Anbieter erhöhen Preise
Bei durchgängigen Glasfaseranschlüssen bis ins Haus müssen die Anbieter hingegen alles neu machen: die Leitungen und die Hausanschlüsse. Vor allem ein Unternehmen ist dabei besonders aktiv, die Deutsche Glasfaser. Das von internationalen Investoren mit Milliardensummen ausgestattete Unternehmen nimmt sich vor allem ländliche Gegenden sowie die Vorstädte vor.
In den Bundesländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, liegt es auch im Preis-Leitungs-Verhältnis - also Gigabit pro Euro - meist vorne, auch vor Vodafone. Das lässt sich aber auch in anderen Bundesländern feststellen, in denen es starke regionale Anbieter gibt. In Hamburg etwa führt Wilhelm Tel die Liste an, in Bayern kommt der Münchner Anbieter Mnet gleich hinter der Deutschen Glasfaser und der Telekom. Beim Ländervergleich konnten die Ergebnisse der Mini-Rechner nicht berücksichtig werden, weil ihre Zahl dafür zu klein war. Für den nächsten Test will die Chip mehr dieser Geräte ausgeben.
Auch wenn Vodafone bundesweit vorne liegt, bei ihren schnellsten Leitungen erreichen die Kunden so gut wie nie die angepriesene Maximalzahl von einem Gigabit pro Sekunde (Gbit/s), das sind 1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Allerdings, geben die Experten zu bedenken, 600 Mbit/s auf einer Leitung, die eigentlich 1000 Mbit/s liefern sollte, seien immer noch besser als 250 Mbit/s über eine DSL-Leitung, die genauso viel koste.
Im bundesweiten Vergleich kommen nach Vodafone Telekom sowie O2 und 1&1. Vodafone setzt dabei anders als die anderen Mitbewerber auf Koaxial-Kabel und einen anderen Übertragungsstandard, genannt Docsis. Das steht für Data Over Cable Service Interface Specification und teilt sich die Bandbreite mit dem Signal für die Fernsehbilder. Daher braucht man dafür auch ein spezielles Modem, angeschlossen wird es nicht mit dem üblichen Netzwerkkabel, sondern mit mit einem Koaxialkabel ähnlich einem Antennenkabel. Da in vielen Haushalten bereits ein TV-Kabel-Anschluss vorhanden ist, muss Vodafone meist keine neuen Leitungen legen und kann daher günstigere Tarife anbieten.
Auch Vodafone hat zuletzt aber die Preise erhöht. Zunächst nur für Neukunden, seit diesem Mittwoch müssen aber auch Bestandskunden mehr bezahlen. Auch die Telekom verlangt von Neukunden seit einigen Wochen mehr, nur für die teuersten Tarife gelten noch die alten Preise. Vodafone und Telekom beherrschen den Markt für Festnetz-Internet zusammen mit etwa 70 Prozent, 17,5 Prozent entfallen auf 1&1 und O2. Den Rest teilen regionale Anbieter wie Deutsche Glasfaser, Netcologne oder Mnet unter sich auf.