Internet Explorer 9:Doping für den Browser

Microsofts aktueller Internet Explorer tut sich gegen die Konkurrenz von Firefox und Co schwer. Nun will der Softwarekonzern mit dem Internet Explorer 9 wieder die technologische Führung übernehmen.

Helmut Martin-Jung

Ryan Gavin hat eine Mission. Eine tödliche Mission: "Der Internet Explorer 6 muss sterben", sagt er. Erst vor kurzem hat der Manager bei Microsoft die Verantwortung für den gesamten Bereich der Browsertechnik übertragen bekommen.

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Internet-Explorer-Symbol: Hoffnung auf die nächste Version.

(Foto: online.sdedigital)

Nun versucht er weltweit vor allem bei Behörden und Firmen dafür zu werben, den bereits neun Jahre alten Browser endlich aufs Altenteil zu schicken, weil der als Sicherheitsrisiko gilt. Als das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik vor kurzem eine entsprechende Warnmeldung herausgab, schlug das bei Microsoft ein wie eine Bombe.

Zwei neuere Versionen des Internet Explorers, kurz IE genannt, gibt es zwar mittlerweile; doch in Firmen wie Behörden läuft die Uraltversion nach wie vor, unter allen Browsern hat der IE6 weltweit einen Anteil von 18 Prozent. Zum einen, weil Administratoren auf Bewährtes setzen, zum anderen, weil es Software gibt, die auf den IE6 aufsetzt und mit anderen Browsern schlecht funktioniert.

"Wir wollen die Schnellsten werden"

Offiziell empfiehlt Microsoft, auf die jüngste verfügbare Version 8 des Internet Explorers umzusteigen. Doch hinter den Kulissen ist jedem klar, dass das derzeitige Produkt sich gegen die erstarkte Konkurrenz schwertut. Da ist zum einen der aus dem Netscape-Projekt hervorgegangene Browser Firefox, der in Deutschland den IE bereits überholt hat. Da ist aber auch Googles Chrome, nicht zu vergessen Opera und Apples Safari.

Gavin verliert daher kaum ein Wort über die aktuellen Microsoft-Browser, sondern konzentriert sich auf den neuen Internet Explorer 9, an dem derzeit gearbeitet wird. Ungewöhnlich für Microsoft, hat der Softwarekonzern diesmal schon mehrere sogenannte Technical Previews gezeigt, Versionen des neuen Browsers, die nicht voll funktionsfähig sind, aber andeuten, wohin die Reise geht.

Die Ziele sind hoch gesteckt. "Wir wollen die Schnellsten werden", sagt Gavin. Das fällt vor allem dann auf, wenn die teils hochkomplexen Seiten berechnet werden müssen, die aus einem Wust an Daten erst auf dem Rechner des Nutzers aufgebaut werden.

Abschied von den selbstgesetzten Standards

Schnell rechnen, das bedeutet heute in der Regel, die Fähigkeiten der Hardware - Prozessor und Grafikeinheit - zu nutzen, um möglichst viele Rechenschritte parallel auszuführen. Momentan hat sich der IE9 dabei ganz offenbar einen Vorsprung erarbeitet, doch auch die Konkurrenz arbeitet an solchen Verfahren.

Beeindruckend sind die Demos allerdings schon, die Gavin vorführt: Riesige Fotosammlungen etwa, die sich hübsch animiert und in rasender Geschwindigkeit durchblättern lassen. Oder rotierende Grafikelemente, die auf herkömmlichen Browsern nur noch ruckelnd dargestellt werden, mit dem IE 9 jedoch flüssig und in weit höherer Anzahl.

Anders als früher will man bei Microsoft genau darauf achten, Standards einzuhalten, um zu verhindern, dass Webprogrammierer für jeden Browser eine andere Version der Seite bereithalten müssen. Für seine früheren Methoden, die Konkurrenz mit selbstgesetzten Standards aus dem Markt zu drängen, ist der Konzern aber auch deutlich abgestraft worden.

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