Internationaler Währungsfonds:Topmanager gesucht: älter, seriös, Europäer

Köhler ist noch nicht Bundespräsident - aber schon kein IWF-Chef mehr. Beim Internationalen Währungsfonds ist die Diskussion um seinen Posten schon in vollem Gange. Vorerst werden ein Brite und zwei Franzosen gehandelt.

Nach der Nominierung von Horst Köhler für das Amt des Bundespräsidenten hat die Suche nach einem neuen Direktor für den Internationalen Währungsfonds (IWF) begonnen. Bislang habe der Fonds kaum Gelegenheit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen, sagte der Sprecher des IWF-Europabüros, Christian Schiller.

Vorerst drei Kandidaten

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sprach sich dafür aus, das Amt weiter mit einem Europäer zu besetzen. Die Pariser Regierung brachte den Franzosen Jean Lemierre ins Spiel, der die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (BERD) leitet. Auch der Ex-Chef der Bank für internationalen Zahlungsausgleich, Andrew Crockett, sowie EU-Handelskommissar Pascal Lamy wurden gehandelt.

Er könne sich nicht vorstellen, dass sich der IWF gegen den Wechsel Köhlers ins Berliner Schloss Bellevue sperren werde, sagte Schiller. Köhler hielt sich am Donnerstagnachmittag in Washington auf, wo der Fonds seinen Hauptsitz hat. Schiller betonte, es sei nicht ungewöhnlich, dass der IWF-Direktor sein Amt vorzeitig aufgebe: Bereits Köhlers Vorgänger, der Franzose Michel Camdessus, sei auf eigenen Wunsch vor Ablauf seines letzten Mandats aus dem Amt geschieden.

Prodi will Europäer

Es sei seine "tiefste Überzeugung, dass ein Europäer diese Position einnehmen sollte", sagte Prodi nach einem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in Berlin. Dies entspreche dem wirtschaftlichen Gewicht der EU. Bislang sei Köhler allerdings nur für ein neues Amt nominiert, schränkte Prodi ein: "Noch ist Köhler Chef des Internationalen Währungsfonds."

Bis heute nimmt traditionell ein Europäer den Spitzenposten des IWF ein, während die USA den Weltbankchef stellen. Schon vor der Wahl Köhlers waren aus Washington aber Forderungen laut geworden, den Europäern den einflussreichen IWF-Posten streitig zu machen.

Lemierre wenig begeistert

Der als möglicher Köhler-Nachfolger von Paris genannte 53-jährige BERD-Chef Lemierre winkte zunächst ab. Er sei gerade von den BERD-Aktionären gebeten worden, auf dem Posten zu bleiben, sagte er bei der Vorlage der Jahresbilanz der Entwicklungsbank in London. Auf die Frage, ob er den IWF-Chefposten ablehnen würde, wenn er ihm angetragen würde, sagte er nur: "Ich möchte das nicht kommentieren."

Für EU-Handelskommissar Lamy würde sprechen, dass er mit dem Wechsel der Kommission im Sommer ohnehin voraussichtlich aus der Brüsseler Behörde ausscheiden würde. Mit Crockett wiederum würden endlich die Briten zum Zuge kommen, die noch nie einen IWF-Chef gestellt haben.

Aus Deutschland kam zunächst keine Namensnennung, was auch mit der schwierigen Situation zusammenhängen dürfte, dass die Regierung den Unions-Vorschlag Köhler nicht unterstützt. Schröder betonte, es sei noch überhaupt nicht sicher, dass dieser Bundespräsident werde.

Die Zeit drängt

Für die Suche nach einem IWF-Chef bliebe bei einer Wahl Köhlers diesmal wenig Zeit: In vier Monaten müsste Köhler sein Amt in Berlin antreten, wenn ihn die Bundesversammlung im Mai zum Bundespräsidenten wählt. Bei der letzten Kandidatensuche hatte sich Deutschland schwer getan, einen geeigneten Nachfolger für Camdessus zu präsentieren. Den ersten Vorschlag, Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser, lehnten die USA ab, was zu schweren transantlantischen Verstimmungen führte.

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