International Airlines Group:Kursgewinn trotz Rekordverlusts

International Airlines Group: Nachdem Boris Johnson einen Stufenplan für die Öffnung angekündigt hatte, stiegen die Buchungen bei British Airways sprunghaft an.

Nachdem Boris Johnson einen Stufenplan für die Öffnung angekündigt hatte, stiegen die Buchungen bei British Airways sprunghaft an.

(Foto: Jaime Reina/AFP)

Der Konzern hinter British Airways und Iberia hat große Reserven für die Krise - und hofft nun auf ein gutes Sommergeschäft.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Als der Luftfahrtkonzern International Airlines Group (IAG) am Freitag seine Geschäftszahlen für 2020 bekannt gab, hätten die Anleger auf den ersten Blick allen Grund zu schlechter Laune gehabt: ein operativer Verlust von fast 7,5 Milliarden Euro für die Mutter von British Airways, Iberia, Vueling und Aer Lingus, ein Rückgang des Ergebnisses von fast zehn Milliarden gegenüber dem noch guten Jahr 2019. Doch dass IAG wie alle anderen Fluggesellschaften 2020 einen hohen Verlust ausweisen würde, war angesichts der Corona-Pandemie sowieso klar. Daher konzentrierten sich die Investoren auf andere Themen und sorgten am Morgen für einen Kurssprung der IAG-Aktie von mehr als acht Prozent, auch am Mittag lag das Papier noch knapp fünf Prozent über dem Vortagesniveau.

IAG hat zwar wie alle anderen Airlines auch horrende Verluste gemacht - netto knapp sieben Milliarden Euro bei einem Umsatz von nur 7,8 Milliarden Euro - aber die Anleger sind davon überzeugt, dass der Konzern den weiteren Fortgang der Pandemie meistern wird. Nur ein Punkt: Gerade hat sich IAG staatlich garantierte Kredite in Höhe von 2,2 Milliarden Euro gesichert. Damit hat das Unternehmen mit gut zehn Milliarden Euro mehr liquide Mittel zur Verfügung als Ende 2019. Und Konzernchef Luis Gallego, der den langjährigen IAG-Chef Willie Walsh im vergangenen Herbst abgelöst hatte, machte deutlich, dass die Gruppe noch eine Menge Möglichkeiten habe, an weiteres Geld zu kommen, falls das nötig werden sollte.

Die aktuelle Marktlage jedenfalls gibt kurzfristig kaum Anlass für Optimismus. Im ersten Quartal wird IAG nur etwa 20 Prozent der Vorkrisen-Kapazität anbieten und damit noch einmal weniger als im vierten Quartal 2020. Und Gallego versuchte sich noch nicht einmal an einer Prognose für das laufende Jahr. Diese sei schlicht nicht möglich, niemand wisse, wie die Pandemie weiter verlaufe und wann Regierungen wirklich Reiserestriktionen aufheben würden. Finanzchef Steve Gunning machte aber klar, dass IAG in der Lage sei, die Kapazität schon im Sommer drastisch auf etwa 80 Prozent des Niveaus von 2019 anzuheben, falls die Nachfrage das hergebe.

Hoffnung dafür machen die letzten Tage: Nachdem der britische Premier Boris Johnson einen Stufenplan für die Öffnung angekündigt hatte, stiegen die Buchungen sprunghaft an. Viele regelmäßige Kunden hätten 2020 mindestens eine und manchmal mehrere Reisen ausgelassen, so Gunning. Daher gebe es einen großen Nachholbedarf. Da viele in der Mittelschicht zuletzt auch stark gespart hätten, seien die Leute auch bereit, Geld für Reisen auszugeben. IAG geht zudem davon aus, dass der Geschäftsreiseverkehr bis etwa 2023 wieder auf das alte Niveau zurückkehrt.

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