Interessenten rittern um BenQ-Teile:"Wir können sofort starten"

Während die BenQ-Gläubiger über erste Angebote beraten, versuchen sich die Interessenten gegenseitig zu überbieten. Trotzdem scheint Optimismus fehl am Platz.

Der Gläubigerausschuss des insolventen Handyherstellers BenQ ist am Dienstag in München zusammengetroffen.

Interessenten rittern um BenQ-Teile: Der Vertreter des deutsch-ameri- kanischen Konsortiums Hansjörg Beha (rechts) im Gespräch mit BenQ-Insolvenzverwalter Prager.

Der Vertreter des deutsch-ameri- kanischen Konsortiums Hansjörg Beha (rechts) im Gespräch mit BenQ-Insolvenzverwalter Prager.

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Wie die Sprecherin von Insolvenzverwalter Martin Prager, Regine Petzsch, erklärte, werde es vor allem darum gehen, die Konzepte interessierter Investoren zu prüfen. Zwei der Interessenten seien zu dem Treffen geladen. "Es geht Herrn Prager auch darum, dass sich der Gläubigerausschuss persönlich ein Bild machen kann", sagte Petzsch. Sie betonte aber, es gebe noch weitere Interessenten.

Rittern um Gunst der Gläubiger

Bei den geladenen Interessenten handle es sich um Vertreter einer deutsch-amerikanischen Gruppe und um Vertreter des amerikanischen Technologie-Unternehmens Sentex Sensing, das am Montag offiziell sein Interesse an BenQ erklärt hatte. Beide Investoren versuchen nun, die Entscheider durch Ankündigungen für sich zu gewinnen.

So ließ Sentex, das erst am Montag sein Interesse an einer BenQ-Übernahme erklärt hatte, mit der Ankündigung aufhorchen, bis zu 1.700 Jobs fortführen zu wollen. Das deutsch-amerikanische Konsortium hatte zuvor nur von 800 garantierten Jobs gesprochen.

Profitieren vom Weihnachtsgeschäft 2007

Am Rande des Gläubigerausschusses sah sich nun das Konsortium um den ehemaligen DaimlerChrysler-Manager Hansjörg Beha gezwungen, nachzulegen: "Wir können sofort starten", sagte Beha der Nachrichtenagentur dpa. Ziel sei es, noch vom lukrativen Weihnachtsgeschäft 2007 zu profitieren.

"Die Mitarbeiter haben ein unglaubliches technisches Know-How", erklärte Beha. Berichte, wonach die Mitarbeiter zumindest anfangs kostenfrei arbeiten sollen, wies er zurück. "Wir haben nie gesagt, dass die Menschen gratis arbeiten sollen."

Den Plan von 800 Beschäftigten bestätigte Beha: In Kamp-Lintfort sollten zunächst rund 450 Mitarbeiter der ehemaligen Siemens-Handy-Sparte beschäftigt werden und in München rund 350 Mitarbeiter. "Man muss ja sicher beginnen", sagte Beha. Später sei eine Aufstockung des Personals denkbar.

Der Sprecher der IG Metall, Wolfgang Nettelstroth, sagte der "Rheinischen Post", das deutsch-amerikanische Konsortium wolle an den Standorten in München und Kamp-Lintfort Luxus-Handys im Hochpreissegment produzieren. Entsprechende Pläne lägen vor. Allerdings nicht unter dem Namen Siemens BenQ. "Wir werden mit einem neuen Firmennamen starten", sagte Beha.

Gespräch am Montag blieb ohne Erfolg

Ein Gespräch im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium über das Angebot der deutsch-amerikanischen Investorengruppe war am Montag erfolglos geblieben.

Die "Rheinische Post" berichtete, die Interessenten seien enttäuscht über die Höhe der möglichen Bürgschaften. Die Zeitung zitiert Verhandlungskreise, wonach das Land Nordrhein-Westfalen maximal ein Kreditvolumen von 25 Millionen Euro gewähren und für 80 Prozent davon bürgen könne. Die Investorengruppe habe aber ein Vielfaches dieses Betrages erwartet.

Der Sprecher der IG Metall Bayern, Matthias Jena, forderte eine rasche Entscheidung über die Fortführung des Unternehmens. "Mit jedem Tag, der ins Land geht, wird eine Fortführung schwieriger", sagte Jena.

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