Sparprogramm:Intel legt Bau von Chipfabrik in Magdeburg auf Eis

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Das Logo des Chipherstellers Intel steht vor der Zentrale des Unternehmens in Santa Clara, USA. (Foto: Andrej Sokolow/dpa)

Der Bau der Fabrik verzögert sich voraussichtlich um zwei Jahre. Das teilt der Konzernchef mit. Bis zum kommenden Jahr will er mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.

Der Chipkonzern Intel legt den Bau eines Werks in Magdeburg auf Eis. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur mit. Intel kämpft mit Verlusten und hat ein Sparprogramm eingeleitet.

Intel hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt. Der erste Spatenstich wurde für dieses Jahr angepeilt. Dabei sollten rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investition wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr staatliche Hilfen von 9,9 Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt.

In Magdeburg sollten die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschließen will – das hatte Konzernchef Gelsinger noch vor wenigen Monaten gesagt. Der Produktionsbeginn war für 2027 oder 2028 erwartet worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters gab der US-Konzern noch weitere Maßnahmen bekannt, dazu gehört demnach der Verkauf von Immobilien.

Kurz nach der Ankündigung äußerte sich Finanzminister Christian Lindner (FDP) auf der Plattform X. Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssten zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden, forderte er. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich noch am Abend, zeigte sich jedoch zurückhaltender: „Wir werden jetzt gemeinsam beraten, wie wir mit nicht genutzten Mitteln sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen.“ Aus dem Ministerium hieß es laut dpa, die Gelder seien im Klima- und Transformationsfonds vorgesehen und stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung.

Erst diesen Sommer kündigte die Firma den Abbau von 15 000 Arbeitsplätzen an

Intel steht unter Druck. Allein im vergangenen Quartal fuhr der Konzern einen Milliardenverlust ein, Analysten rechnen mit weiteren roten Zahlen. Konzernchef Gelsinger steuert gegen und kündigte Anfang August den Abbau von rund 15 000 Arbeitsplätzen an. Das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.

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Zugleich bekräftigte Intel Investitionen in neue Werke im Heimatmarkt USA und entwickelt neue Chips mit der Cloud-Sparte von Amazon. Eine erste Baugenehmigung für die Fabriken in Magdeburg war vor einigen Wochen bereits erteilt worden. Die EU-Kommission hätte der Förderung der Bundesregierung noch zustimmen müssen. Vertreter der Landesregierung von Sachsen-Anhalt hatten sich zuletzt immer wieder optimistisch gezeigt, dass die EU bis Ende des Jahres die staatlichen Hilfen freigeben und anschließend der Bau starten würde.

Zu Gelsingers Strategie gehört, dass Intel stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler wird. Dabei soll der Konzern modernste Produktionsverfahren meistern, um im Wettbewerb gegen etablierte Produzenten wie TSMC aus Taiwan zu bestehen. Teil dieser Pläne war auch der Bau des Werks in Magdeburg. Intel dominierte einst die Chipbranche, fiel dann aber zurück. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in Smartphones: Bei den Handys setzten sich sparsamere Prozessoren durch. Smartphone-Chips kommen etwa von Wettbewerbern wie Qualcomm oder TSMC.

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