Insolvenzverfahren beendet:General Motors - Rosskur in nur 40 Tagen

Alles auf Neustart: Der angezählte US-Autokonzern General Motors verlässt schon wieder das Insolvenzverfahren - künftig gibt der Staat das Kommando.

Nikolaus Piper und Harald Schwarz

Nach nur 40 Tagen ist die größte Industriepleite der amerikanischen Geschichte zu Ende gegangen. General Motors verließ am Freitag als dramatisch geschrumpfter neuer Autokonzern das Insolvenzverfahren. GM wurde vom größten Teil seiner Schulden befreit und befindet sich jetzt mehrheitlich in Staatsbesitz.

General Motors, Detroit, Foto: AP

General Motors schafft das Insolvenzverfahren in nur 40 Tagen - und hofft nun auf einen erfolgreichen Neustart im hart umkämpften Automarkt.

(Foto: Foto: AP)

Der Präsident am Steuer

Das Ende der GM-Insolvenz gilt als großer Erfolg für US-Präsident Barack Obama. Das Autoteam des Präsidenten hatte das bisher nicht erprobte Verfahren eines "geordneten" Konkurses bis in die Details gesteuert und unter anderem den früheren GM-Chef Rick Wagoner zum Rücktritt gezwungen. Das Verfahren wurde danach wesentlich schneller abgeschlossen, als dies die meisten Experten erwarteten. Bis zuletzt hatten Einwände von Gläubigern den Neustart von GM gefährdet. Das Konkursgericht in Manhattan wies sie jedoch ab, weil es keine Alternative zum Sanierungsplan sah. Die Neugründung von GM wird die amerikanischen Steuerzahler mindestens 50 Milliarden Dollar kosten. "Der heutige Tag markiert einen Neuanfang für General Motors", sagte GM-Chef Fritz Henderson in Detroit. "Wir werden hart dafür arbeiten, um das Geld und das Vertrauen zurückzuzahlen."

Der neue GM-Konzern muss vom alten, bankrotten Unternehmen nur 48 der insgesamt 176 Milliarden Dollar Schulden übernehmen. Die Zahl der Arbeitskräfte wird von bisher 91.000 auf 68.500 reduziert, die der GM-Händler von 5900 auf 3600. Vor 20 Jahren hatte GM in den USA noch 538.000 Mitarbeiter. Auch 35 Prozent der Führungskräfte sollen ihren Job verlieren. Statt bisher acht wird es nur noch vier Marken geben: Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC. Henderson versprach, dass sich das Management nun ausschließlich um die Beziehung zu den Kunden, um die Entwicklung neuer Autos und eine bessere Firmenkultur kümmern werde.

Auf Drängen der Regierung Obama wurde auch der Verwaltungsrat von GM neu besetzt. Chef ist der frühere Manager des Telefonkonzerns AT&T Ed Whitacre. Die Regierungen der USA und Kanada halten an dem Konzern zusammen 72,5 Prozent. Bereits im nächsten Jahr solle GM aber an die Börse zurückkehren, versicherte Henderson. GM war einst der größte Autokonzern der Welt, befand sich jedoch seit vielen Jahren in einem ständigen Niedergang. Allein seit 2005 erwirtschaftete der Konzern Verluste von insgesamt 88 Milliarden Dollar. Der dramatische Einbruch des Autoabsatzes infolge der Wirtschaftskrise bedeutete dann das Ende des Konzerns in seiner bisherigen Form.

Für Opel hat der Neustart der früheren Muttergesellschaft in Detroit formal keine Bedeutung. Um den Autobauer in Rüsselsheim vor der GM-Insolvenz zu schützen, waren bereits im Mai 65 Prozent der Opel-Anteile an eine Treuhandgesellschaft übertragen worden. Als wahrscheinlicher Erwerber dieser Anteile gilt das Konsortium um den Zulieferer Magna und den russischen Hersteller Gaz. GM selbst will mit 35 Prozent an einem neuen Opel-Unternehmen beteiligt bleiben. Insgesamt wird aber Europa für GM weniger wichtig. Henderson kündigte in Detroit an, dass die bisherigen Regionalgesellschaften des Konzerns aufgelöst werden. Stattdessen entsteht eine Tochtergesellschaft GM Internation Operations mit Sitz in Shanghai.

Vor GM hatte bereits Chrysler, der kleinste US-Autohersteller, nach rund 40 Tagen das Insolvenzverfahren verlassen und war vom italienischen Fiat-Konzern übernommen worden.

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