Süddeutsche Zeitung

Insolvenz von Manroland:Und zu ist der Geldhahn - einfach so

Juristisch kann man der Allianz und MAN nichts vorwerfen: Die beiden Investoren des Unternehmens Manroland haben sich für die Insolvenz entschieden - und es gibt dafür einen triftigen Grund. Doch nun stehen sie in einer besonderen Verantwortung.

Caspar Busse

An diesem Freitag musste ein Unternehmen Insolvenz anmelden, das sich eigentlich in sicheren Händen befunden hatte - in vermeintlich sicheren Händen, muss man jetzt wohl sagen. Denn der Druckmaschinenhersteller Manroland gehört zu 75 Prozent einer Beteiligungsfirma des Münchner Versicherers Allianz und zu 23 Prozent dem Mischkonzern MAN, beides erste Adressen der deutschen Wirtschaft, keine Heuschrecken. Es ist die größte Firmeninsolvenz seit zwei Jahren - und es stehen 6500 Arbeitsplätze auf der Kippe. Allianz und MAN haben den Geldhahn einfach zugedreht, ein Investor war zuvor in letzter Minute abgesprungen. Natürlich geht es den Herstellern von Druckmaschinen schon lange schlecht: Im Internetzeitalter und in der Konjunkturkrise wird einfach nicht mehr soviel gedruckt, Kunden springen ab, Verluste fallen an. Die beiden Investoren haben schon eine lange Leidenszeit mit der gemeinsamen Tochterfirma hinter sich und auch viel Geld verloren. Eigentum verpflichtet, das gilt besonders in der sozialen Marktwirtschaft. Deshalb sind die Gesellschafter, solche potenten noch dazu, in der Pflicht. Allianz und MAN müssen sich nun wenigstens um einen gesichtswahrenden Abschied bemühen, die Sanierung konstruktiv begleiten, die Menschen, die auf der Straße stehen, nicht alleine lassen. Das Vorgehen bei Manroland ist juristisch nicht angreifbar. Aber es stellt sich die Frage nach der Verantwortung.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2011/aper
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