Insolvenzen:Deutlich mehr Firmenpleiten im Mai

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Seit Juni 2023 liegt die Zuwachsrate der Regelinsolvenzen im Vorjahresvergleich durchgängig im zweistelligen Bereich. (Foto: Martin Gerten/dpa)

Die Zahl der Regelinsolvenzen ist im Vergleich zum Vormonat um 26 Prozent angestiegen. Auch Branchen mit steigender Nachfrage sind betroffen.

Die maue Konjunktur sorgt für immer mehr Firmenpleiten in Deutschland. Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stieg im Mai um 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. „Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten“, hieß es. „Immer mehr Betriebe müssen ihre Tore schließen“, sagte Mittelstandsexperte Marc Evers von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Es gebe keine Anzeichen für eine Trendwende. „Denn eine schwache Binnenkonjunktur und handfeste strukturelle Herausforderungen halten die Wirtschaft weiter im Griff.“

Die Regelverfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein, der tatsächliche Zeitpunkt des Antrags liegt oft etwa drei Monate davor. Die Statistik bildet nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen - nicht jedoch solche aus anderen Gründen oder vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten. Im ersten Quartal 2024 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 5209 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 26,5 Prozent mehr als vor einem Jahr und 11,2 Prozent mehr als im ersten Quartal 2020 - dem Vergleichszeitraum vor dem von Sonderregelungen und niedrigen Insolvenzzahlen geprägten Zeitraum der Corona-Krise. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte im ersten Quartal auf rund 11,3 Milliarden Euro, nach rund 6,7 Milliarden Euro vor einem Jahr.

„In den besonders betroffenen Branchen ist der Druck noch nicht raus“, sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), Christoph Niering. Wie die Insolvenz des Pauschalreiseanbieters FTI zeige, seien auch Branchen mit steigender Nachfrage nicht vor existenziellen Krisen geschützt. „Die Immobilienbranche kämpft weiter mit hohen Zinsen und gestiegenen Baukosten.“ Der dauerhafte Druck auf den stationären Einzelhandel und der sich fortsetzende Trend zum mobilen Arbeiten lasse zudem eine schnelle Erholung der Nachfrage bei gewerblichen Immobilienprojekten nicht erwarten. „Das bringt viele Unternehmen weiter in existenzielle Schwierigkeiten.“

Viele Pleiten im Verkehr, am Bau und bei Zeitarbeitsfirmen

Rund 29 Prozent der Gastronomiebetriebe berichten laut DIHK von Liquiditätsengpässen - so viele wie seit der Pandemie nicht mehr, als viele Restaurants und Kneipen schließen mussten. In der Gesundheitswirtschaft sorgten sich 24 Prozent, im Einzelhandel 22 Prozent der Unternehmen um ihre Liquidität. „Über alle Branchen berichtet fast jedes fünfte Unternehmen von knappen Kassen, so viel wie seit Frühjahr 2021 inmitten der Pandemie nicht mehr“, sagte DIHK-Fachmann Evers. Dies zeige die jüngste DIHK-Konjunkturumfrage unter gut 24.000 Firmen. Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es nach Angaben des Statistikamts im ersten Quartal 15,2 Firmeninsolvenzen. Die meisten Pleiten entfielen relativ gesehen auf den Bereich Verkehr und Lagerei mit 29,6 Fällen. Danach folgten der Bau mit 23,5 Fällen, die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen - wie Zeitarbeitsfirmen - mit 23 Fällen sowie das Verarbeitende Gewerbe mit 20,3 Insolvenzen je 10.000 Betrieben. Gemeldet wurden zudem 17.478 Verbraucherinsolvenzen zum Jahresauftakt 2024. Damit stieg die Zahl um 4,8 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2023.

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