Insolvenz angemeldet:Weltbild-Verlag kaum noch zu retten

Insolvenz angemeldet: Eine Weltbild-Filiale in Berlin

Eine Weltbild-Filiale in Berlin

(Foto: Ralph Peters/imago)

Einer der größten Bücherverlage in Deutschland hat Insolvenz angemeldet. Nach SZ-Informationen wollen die Gesellschafter kein weiteres Geld in das Unternehmen stecken. Die 6800 Beschäftigten des Konzerns fürchten nun um ihre Arbeitsplätze.

Von Katja Riedel, Caspar Busse und Christian Krügel

Der angeschlagene katholische Weltbild-Verlag hat am Freitag Insolvenz angemeldet. Grund sei letztlich ein enttäuschend verlaufenes Weihnachtsgeschäft gewesen, teilte Weltbild mit. Zudem habe sich der ursprünglich geschätzte Finanzierungsbedarf für eine Sanierung des Unternehmens inzwischen verdoppelt. Daraufhin beschlossen die katholischen Gesellschafter - zwölf deutsche Bistümer, die Katholische Soldatenseelsorge und der Verband der Diözesen Deutschlands - in der Nacht zum Freitag, kein neues Geld mehr für den Verlag bereitzustellen.

Weltbild mit Sitz in Augsburg ist eines der größten Medienhandelsunternehmen Europas. Zuletzt beschäftigte es 6800 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen unterhält 400 Filialen, einen Katalogversand und einen Onlineshop. Die Insolvenz betreffe zunächst nur die Verlagsgruppe, nicht die Filialen und die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz, teilte Weltbild mit. Dieses Geschäft betreibt Weltbild in einer gemeinsamen Tochterfirma mit dem Buchhändler Hugendubel. Der Geschäftsbetrieb geht vorläufig weiter.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Augsburg Arndt Geiwitz. Er hatte auch schon die Pleite der Drogeriekette Schlecker betreut, diese wurde am Ende abgewickelt, mehr als 20 000 Mitarbeiter verloren ihren Job. Nun gibt es Befürchtungen, dass ein zweiter Fall Schlecker droht. Möglicherweise kommt es auch zu einer Zerschlagung des Unternehmens. Bei Beteiligten hieß es, die Chancen auf eine Rettung stünden schlecht. Kritik kam von der Gewerkschaft Verdi, die das Verhalten der Kirche "skandalös" nannte. "Die Entscheidung der Eigentümer zeigt mehr als deutlich, dass sich die Kirche der Verantwortung gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen bei Weltbild nicht bewusst ist, oder den drohenden Arbeitsplatzverlust in einem zukunftsfähigen Unternehmen billigend in Kauf nimmt", so die Gewerkschaft.

Weltbild ist schon länger in der Krise. Erst Anfang November wurde Josef Schultheis als neuer Geschäftsführer verpflichtet. Der Sanierungsexperte hatte zuvor bereits bei den Insolvenzen der Handelsunternehmen Karstadt, Quelle und Praktiker mitgearbeitet. Das Versandhaus Quelle musste am Ende abgewickelt werden. Karstadt wurde an den Investor Nicolas Berggruen verkauft, kam bisher aber nicht aus der Krise. Weltbild sollte eigentlich zu einem reinen Internethändler umgebaut werden, doch das hätte hohe Investitionen erfordert. Es ist von einem Kapitalbedarf von bis zu 130 Millionen Euro die Rede. Dazu kommen Bankverbindlichkeiten von 190 Millionen Euro.

Der Aufsichtsrat kündigte am Freitagabend an, dass die Bistümer als Gesellschafter "erforderliche finanzielle Mittel" bereitstellen werden, um "soziale Härten für die Mitarbeiter" abzufedern. Die Stadt Augsburg erklärte, sie wolle den ungefähr 2200 Weltbild-Beschäftigten in der Stadt helfen. Diese sollten aufgefangen oder in anderen Unternehmen beschäftigt werden.

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