Insolvente Drogeriekette:70.000 Euro für Familie Schlecker - im Monat

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Nach der Schlecker-Pleite sei die Familie auch privat ruiniert, erzählte die Tochter des Unternehmensgründers noch vor kurzem. Doch einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge fallen die Schleckers weich. Die Transfergesellschaft für die Angestellten steht auf der Kippe.

Claus Hulverscheidt

Wenn man zynisch sein möchte, dann kann man sagen, dass glücklicherweise nicht alle Betroffenen der Schlecker-Pleite in ernste wirtschaftliche Not geraten werden: Die Familie Schlecker jedenfalls, die ihr Drogerie-Imperium vor dreieinhalb Jahrzehnten gegründet hatte, wird auch in Zukunft etwa 70.000 Euro zum Leben haben - im Monat wohlgemerkt. Das zumindest meldet das Manager Magazin unter Berufung auf "Kenner der Familie". Überprüfen lässt sich eine solche Zahl naturgemäß nicht.

Anton Schlecker hat einem Medienbericht zufolge auch in Zukunft keine finanziellen Sorgen. (Foto: dpa)

So oder so ist sicher: Die gut 11.000 Mitarbeiter, die vor der Entlassung stehen, wird es weit härter treffen. Viele von ihnen - gerade jene, die in einer kleinen Filiale auf dem Land gearbeitet haben - werden es schwer haben, sofort einen neuen Job zu finden. Um die Menschen besser zu qualifizieren und ihnen die Übergangszeit etwas zu erleichtern, wollen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und die Gewerkschaft Verdi eine Transfergesellschaft gründen. Diese würde den betroffenen Arbeitnehmern für einige Monate einen erheblichen Teil ihres bisherigen Gehalts weiterzahlen und sie bei der Jobsuche unterstützen.

Da Schlecker aber nicht einmal mehr genug Geld hat, um die 71 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen für die Belegschaft der Transfergesellschaft aufzubringen, sollen der Bund und die Länder mit einem Kredit einspringen. Am Donnerstag wurde in Berlin darüber wieder stundenlang verhandelt - erneut ohne endgültige Einigung: Zwar habe man sich grundsätzlich darauf verständigt, dass der Bund über die staatliche Förderbank KfW das 71-Millionen-Euro-Darlehen zur Verfügung stellt und die Länder für die Rückzahlung bürgen. "Einige Länder haben aber noch Prüfungsbedarf", hieß es. Nun denkt Baden-Württemberg - das Stammland des Schlecker-Konzerns - darüber nach, in Vorleistung zu gehen und die Bürgschaft zunächst allein zu übernehmen. Dann könnte die Transfergesellschaft zumindest schon einmal starten. Entschieden war aber auch das am Donnerstag noch nicht, weil die grün-rote Regierung in Stuttgart darauf vertrauen müsste, dass kein Land nachträglich als Bürge ausfällt.

Es ist kein Geheimnis, dass vor allem diejenigen Länder mit FDP-Regierungsbeteiligung grundsätzliche Schwierigkeiten mit der Rettungsaktion haben. Immerhin, so hieß es nach der Unterbrechung der Gespräche in Verhandlungskreisen: Noch sei kein Land aus dem Geleitzug ausgeschert. Heftiger Gegenwind kommt jedoch auch aus der FDP-Bundestagsfraktion. Die stellvertretenden Fraktionschefs Martin Lindner und Florian Toncar erklärten, der Wettbewerb bringe es mit sich, dass Firmen scheitern könnten und erfolgreichere Mitbewerber deren Marktanteile übernähmen. Lindner sagte, vor diesem Hintergrund sei es "verrückt", ein Geschäftsmodell auffangen zu wollen, das oft kritisiert worden sei, unter anderem wegen der miserablen Bezahlung. Toncar verwies darauf, dass der Arbeitsmarkt im Süden des Landes für den Einzelhandel sehr günstig sei und es viele offene Stellen gebe.

© SZ vom 23.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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