Inflation:Zwei Prozent mehr

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Energiepreise, Pauschalreisen und Gemüse sind Treiber der Teuerungsrate in Deutschland. Experten schätzen zudem, dass die Lohnerhöhungen bald auf die Verbraucherpreise durchschlagen werden. Im Juni lag die Inflation bei 2,1 Prozent.

Sinkende Preise für Bekleidung und einige Lebensmittel wie Obst haben im Juli die Inflation in Deutschland erneut gedämpft. Die Verbraucherpreise lagen im Durchschnitt 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Montag auf Basis von Daten aus sechs Bundesländern mitteilte. Im Juni hatte die Teuerungsrate noch 2,1 Prozent betragen, im Mai 2,2 Prozent. Die Europäische Zentralbank sieht für die Euro-Zone Werte von knapp unter zwei Prozent als ideal für die Konjunktur an.

Der Rückgang kommt überraschend, hatten Ökonomen doch eine unveränderte Inflationsrate erwartet. Dass sie leicht fiel, lag beispielsweise an sinkenden Preisen für Bekleidung, da viele Händler mit Rabatten Platz schaffen für die Herbstkollektion. Der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln schwächte sich auf 2,6 Prozent ab. Etliche Obst- und Gemüsesorten haben Saison und sind dadurch günstiger. Teurer wurden dagegen mit Beginn der Sommerferien die Pauschalreisen, die im Durchschnitt gut vier Prozent mehr kosteten als ein Jahr zuvor. Preistreiber Nummer eins war zu Beginn der zweiten Jahreshälfte erneut Energie, die sich mit 6,6 Prozent stärker verteuerte als zuletzt. Bei Dienstleistungen und Mieten lag das Plus bei je 1,6 Prozent.

"Wenngleich sich die Teuerungsrate nach wie vor auf verhältnismäßig hohem Niveau befindet, für die EZB ergibt sich daraus kein Handlungsbedarf", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, mit Blick auf die extrem lockere Geldpolitik der Frankfurter Währungshüter. "Für die Notenbank wäre erst dann Gefahr in Verzug, wenn eine deutliche Abkopplung der deutschen Preisentwicklung auf dem Programm stünde. Dies zeichnet sich auf Sicht der kommenden Monate aber nicht ab." Die EZB will zwar ihre vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe bis zum Jahresende auslaufen lassen. Die Schlüsselzinsen will sie aber noch mindestens über den Sommer 2019 hinaus auf dem aktuellen Niveau lassen.

Der Commerzbank zufolge könnte die sogenannte Kerninflationsrate - bei der die schwankenden Lebensmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden - in Deutschland künftig stärker steigen. "Denn die Tariflöhne sind in den vergangenen Monaten nach den hohen Abschlüssen unter anderem in der Metall- und Elektroindustrie deutlich stärker gestiegen", so Ökonom Ralph Solveen.

© SZ vom 31.07.2018 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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