Süddeutsche Zeitung

Inflation:Inflation steigt so stark wie seit fünf Jahren nicht

  • Die Preise für alltägliche Güter wie Obst, Bücher und Kleidung sind im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent gestiegen.
  • Viele Ökonomen freuen sich über den höchsten Wert seit fünf Jahren. Aus ihrer Sicht ist die Inflation wichtig für das Wirtschaftswachstum.
  • Ärgerlich ist die Entwicklung für Sparer.

Höhere Kosten für Energie und Lebensmittel haben die deutschen Verbraucherpreise 2017 so kräftig steigen lassen wie seit fünf Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist das größte Plus seit 2012, damals lag der Wert bei 2,0 Prozent. 2016 betrug die Inflationsrate dagegen nur 0,5 Prozent und 2015 nur 0,3 Prozent. Sie liegt damit aktuell nahe der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank als ideal für die Wirtschaft hält.

Um die Teuerungsrate zu berechnen, berücksichtigen die Statistiker etwa, was Obst und Gemüse, Bücher, Schuhe oder Möbel kosten. Wie hoch ist der Listenpreis für ein Auto, was kostet eine Pauschalreise, was der Sprit an der Tankstelle? Mehr als 300 000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden so repräsentativ erfasst. Den größten Anteil haben Mieten, Strom und Gas mit fast 32 Prozent. Gut zehn Prozent entfallen auf Lebensmittel.

Dass die Inflation angesichts der lockeren Geldpolitik und der niedrigen Zinsen der EZB nicht noch stärker gestiegen ist, liegt nach Einschätzung von Ökonomen vor allem an den relativ geringen Lohnzuwächsen. Wegen des Wirtschaftsbooms dürften die Abschlüsse in diesem Jahr in Deutschland allerdings höher ausfallen als zuletzt. So fordern beispielsweise die IG Metall und die IG Bau in der aktuellen Tarifrunde jeweils sechs Prozent mehr Geld.

Die Teuerungsrate stabilisiert sich wohl

Ökonomen begrüßen, dass die Inflationsrate sich deutlich erhöht: Wenn Preise in vielen Branchen kaum steigen, stagnieren oder gar fallen, kann das Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Anschaffungen und Investitionen aufzuschieben. Denn es könnte ja in absehbarer Zeit noch günstiger werden. Diese abwartende Haltung kann das Wirtschaftswachstum bremsen.

Für Sparer ist die steigende Inflation dagegen ein Problem. Sie verlieren derzeit unter dem Strich Geld, wenn sie Geld auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern parken. Dort gibt es wegen der Nullzinspolitik der EZB kaum noch Zinsen. Und je weiter die Teuerungsrate über den mickrigen Zinsen liegt, desto schneller verliert das Ersparte an Wert. In diesem Jahr wird allerdings kein deutlicher Anstieg der Inflationsrate erwartet. Die Statistiker gehen davon aus, dass sich die Rate bei 1,7 bis 1,9 Prozent stabilisiert.

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SZ.de/Reuters/been/sry
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