Preise:Die Inflation kommt

Die EZB rechnet in diesem Jahr mit Teuerungsraten in Deutschland von mehr als drei Prozent. Die Nullzinsen bleiben aber vorerst.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel bereitet die Verbraucher auf einen deutlichen Preisanstieg vor. "In Deutschland rechnen wir damit, dass es durchaus zu einer Inflation kommen kann, die höher ist als drei Prozent", sagte die Ökonomin in einem Interview für den TV-Sender RTL/ntv. Schnabel unterstreicht damit die Prognosen vieler anderer Ökonomen und Notenbanker. Nachdem die Preise in der Währungsunion in den vergangenen Jahren nur mäßig gestiegen und vor dem Jahreswechsel sogar gefallen waren, ist die Inflation nun zurück. Im April lag die Teuerungsrate im Euro-Raum bei 1,6 Prozent, hierzulande sogar bei zwei Prozent. Für die EZB ist das eine gute Nachricht, hat sie doch die lockere Geldpolitik des vergangenen Jahrzehnts stets mit der zu niedrigen Teuerungsrate begründet. Europas Zentralbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an. Diesem Ziel kommt sie nun wieder näher.

Doch Schnabel geht davon aus, dass das Preishoch vorübergehender Natur ist, ausgelöst durch einige Sonderfaktoren. In Deutschland sind die Mehrwertsteuersätze zum Jahreswechsel wieder auf das übliche Niveau angehoben worden, nachdem sie im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie gesenkt worden waren. Zudem wird seit Anfang 2021 eine CO₂-Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Das treibt die Preise fürs Heizen und Tanken nach oben. Darüber hinaus rechnen die Fachleute mit einem Nachholeffekt beim Konsum, sobald der Lockdown aufgehoben wird. Wenn die starke Nachfrage bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen dann auf Angebotsengpässe trifft, gehen die Preise hoch. Wie stark, das ist die große Frage. Manche Experten rechnen mit dem stärksten Inflationsschub seit 40 Jahren. Wenn das geschähe, so Schnabel, "dann müssten wir natürlich unsere Maßnahmen anpassen", und zwar "graduell", sprich nach und nach die lockere Geldpolitik auslaufen lassen. Die Nullzinsen werden den Sparern also noch eine ganze Weile erhalten bleiben.

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