Inflation:Erzeuger erhöhen die Preise wie nie

Lesezeit: 1 min

Die Erhöhung der Erzeugerpreise im Rekordtempo könnte die Inflation weiter treiben. Ein Teil der Preisssteigerungen wird beim Verbraucher ankommen.

Die Kostensteigerung bei Öl, Gas und Strom lässt die deutschen Erzeugerpreise in einem noch nie dagewesenen Tempo steigen. Sie erhöhten sich im August um durchschnittlich 45,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies sei "der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949". Damit wurde der erst im Juli erreichte bisherige Rekordwert von 37,2 Prozent weit übertroffen. Das kommt überraschend: Ökonomen hatten mit einem minimalen Rückgang gerechnet.

Banken-Ökonomen zeigten sich auch erstaunt über die Entwicklung. "Ein unfassbarer Preishammer", kommentierte LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch. "Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben." Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der allgemeinen Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Zumindest ein Teil der enormen Preissteigerung dürfte bei den Verbrauchern ankommen. "Da ist enormer Inflationsdruck in der Pipeline", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Verbraucherpreise könnten bereits im September die Marke von zehn Prozent überschreiten.

Im August waren die Lebenshaltungskosten noch um 7,9 Prozent gestiegen. Mit dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sei aber schon im laufenden Monat September mit einem weiteren Schub zu rechnen, erwartet auch die Bundesbank. Die Inflationsrate dürfte "in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrücken" heißt es in deren aktuellen Monatsbericht. Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene ist Energie, die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar erheblich mehr kostet. Hier lagen die Produzentenpreise um 139,0 Prozent höher als im August 2021.

© SZ vom 21.09.2022 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: