Inflation:Die Preise steigen wieder

Äpfel, 2013

Obst verteuerte sich um fast sechs Prozent.

(Foto: Veronica Laber)

Die Inflation in Deutschland lag im Mai bei 0,7 Prozent - so hoch wie seit sieben Monaten nicht. Nahrungsmittel verteuerten sich um 1,4 Prozent.

Die Preise in Deutschland steigen so kräftig wie seit sieben Monaten nicht mehr. Im Mai kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 0,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Es bestätigte damit eine Schätzung von Anfang Juni. Die Inflation zog den vierten Monat in Folge an, da Dienstleistungen, Mieten und Nahrungsmittel die Verbraucher mehr belasteten. Benzin und Heizöl verbilligte sich zudem nicht mehr ganz so stark.

Im Januar waren die Preise noch um 0,3 Prozent gefallen - erstmals seit der Finanzkrise 2009. Dies hatte Sorgen vor einer Deflation geschürt, also einem Preisverfall auf breiter Front, der für die Konjunktur schädlich ist. In einer solchen Abwärtsspirale halten sich Verbraucher in Erwartung weiter fallender Preise mit Käufen zurück, Löhne sinken und Investitionen geraten ins Stocken.

Die Europäische Zentralbank spricht nur bei Werten von knapp zwei Prozent von stabilen Preisen. "Uns droht jetzt keine Deflation mehr", sagte Konjunkturexperte Uwe Dürkop von der Berliner Sparkasse und betonte: "Die hartnäckige Niedriginflation ist aber noch nicht besiegt." In den nächsten Monaten dürften sich die Verbraucherpreise eher kaum verändern. "Einen deutlichen Anstieg erwarte ich erst im Januar und Dezember." Dürkop geht wie andere Fachleute davon aus, dass die Inflationsrate zum Jahreswechsel in Richtung zwei Prozent steigt. Zum einen dürften die Energiepreise von der Jahresmitte an stärker zulegen, zum anderen dürften viele Unternehmen wegen des neuen Mindestlohns von 8,50 Euro ihre höheren Personalkosten auf die Kunden abwälzen. Noch entlastet die Energie die Verbraucher, auch wenn sich der Preisrückgang seit Jahresanfang allmählich abschwächt. Heizen war im Mai etwa 17 Prozent günstiger als vor einem Jahr, Tanken verbilligte sich um gut sechs Prozent. Nimmt man Energie aus, dann liegt die gesamte Inflationsrate spürbar höher bei 1,3 Prozent. Nahrungsmittel verteuerten sich um 1,4 Prozent, Gemüse um neun und Obst um fast sechs Prozent. Milchprodukte hingegen waren rund fünf Prozent günstiger.

Auch in Großbritannien ziehen die Preise wieder leicht an. Die Inflationsrate lag im Mai bei 0,1 Prozent, wie die Statistikbehörde am Dienstag mitteilte. Im April waren die Lebenshaltungskosten auf der Insel erstmals seit 1960 gesunken - und zwar um 0,1 Prozent. Im Februar und März stagnierten die Preise. Die jüngsten Daten dürften für Aufatmen bei der Bank of England (BoE) sorgen: Die Notenbank will einen Preisverfall auf breiter Front vermeiden. Die Kosten für Kleidung zogen um 0,2 Prozent an. Zugleich mussten die Briten in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Bildung deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die BoE ist jedoch noch meilenweit von ihrem Inflationsziel entfernt, das bei zwei Prozent liegt. Angesichts der weiter sehr niedrigen Teuerung gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass der Leitzins erst in etwa einem Jahr erhöht wird.

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