Die Preissteigerungsrate in Deutschland lag im April bei 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in seiner Schätzung mitteilte. Im März betrug der Wert 2,2 Prozent, im Januar und Februar waren es 2,3 Prozent. Die Energiepreise sind gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat um 5,4 Prozent gesunken, während Dienstleistungen um 3,9 Prozent und Nahrungsmittel um 2,8 Prozent teurer geworden sind, so die Statistiker. Für Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren oder Ähnliches verlangten Händler 27,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei Gemüse betrug der Aufschlag 5,3 Prozent – hier verteuerten sich etwa Tomaten (plus 31,6 Prozent) und Paprika (plus 26,3 Prozent) sehr stark.
„Momentan verhindert die Inflation bei den Lebensmitteln und Dienstleistungen noch ein rascheres Absinken der Inflationsrate“, sagt ZEW-Volkswirt Friedrich Heinemann. „Trumps wirre Handelspolitik könnte in den kommenden Monaten in Deutschland für mehr Preisstabilität sorgen“, so Heinemann. Der Vertrauensverlust für den Dollar stärke den Euro und macht Importe billiger. Außerdem werde zollbedingt das Angebot an günstigen asiatischen Waren in Europa zunehmen.
Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt beim Kampf um Preisstabilität für große Unsicherheit. Ob höhere Zölle zu steigenden oder gar fallenden Preisen führt, hängt von vielen Variablen ab. Dazu kommt der Umstand, dass Trump seine Entscheidungen zu Importzöllen immer wieder revidiert oder abmildert. Bislang sind die Preiseffekte auf Deutschland und ganz Europa überschaubar. Der US-Dollar hat aufgrund von Trumps Tiraden an den Devisenmärkten deutlich an Wert verloren. Der nun relativ starke Euro verbilligt Importe in die Euro-Zone, wenn sie in US-Dollar abgerechnet werden. Überdies sind die Rohölpreise zuletzt deutlich gesunken. Der Inflationsdruck in der Euro-Zone nimmt daher im Augenblick eher ab. Allerdings warnt die EZB, dass es aufgrund des Zollstreits jederzeit zu Unterbrechungen in den globalen Lieferketten kommen könne, was die Preise für knappe Waren nach oben treiben würde.
Inflation auch in der Euro-Zone auf Rückzug
Die Inflation ist insgesamt auf dem Rückzug. In der Euro-Zone lag die Teuerungsrate im März bei 2,2 Prozent. Damit nähert sich die Inflation dem gewünschten Zielwert der EZB in Höhe von 2,0 Prozent. Deswegen hat die EZB ihre Leitzinsen seit Sommer 2024 in sieben Schritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der für die Finanzmärkte relevante Einlagensatz liegt nun bei 2,25 Prozent. Bei der nächsten geldpolitischen Sitzung Anfang Juni dürfte eine weitere Lockerung anstehen.
Allerdings befürchten die Verbraucher in den Euro-Ländern stärkere Preissteigerungen als bislang. Die Inflationsrate in den kommenden zwölf Monaten werde auf 2,9 Prozent geschätzt, so das Ergebnis einer EZB-Umfrage unter 19 000 Verbrauchern aus elf Mitgliedstaaten. Das ist der höchste Wert seit knapp einem Jahr. Bei der vorangegangenen Umfrage im März lag die erwartete Inflation bei 2,6 Prozent. Die Umfrage fand noch vor dem 2. April statt, also bevor US-Präsident Donald Trump weitreichende Zölle auf Importe aus Dutzenden Ländern angekündigt hatte – darunter auch aus der EU.