Corona-Krise:Inflation liegt auf höchstem Stand seit 1993

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Wenn die Inflation steigt, spüren das Kunden auch im Laden. Zuletzt kosteten Lebensmittel im Schnitt 4,3 Prozent mehr. (Foto: AFP)

Die Preise in Deutschland sind im Juli um 3,8 Prozent gestiegen. Einige Sonderfaktoren lassen die Inflation derzeit besonders steigen.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juli gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat mit 3,8 Prozent auf den höchsten Stand seit 1993 gestiegen. Damals betrug die Teuerungsrate 4,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte damit am Mittwoch seine erste Schätzung, die das Amt vor ein paar Wochen veröffentlicht hatte. Vor allem die Energiepreise haben deutlich zugelegt. Zum Vergleich: Im Juni 2021 hatte die Inflationsrate noch bei 2,3 Prozent gelegen, im Dezember 2020 waren die Preise hierzulande im Durchschnitt sogar noch gefallen. Viele Experten erwarten, dass die Inflationsrate zum Jahresende bis auf fünf Prozent klettern könnte, um danach ab 2022 wieder deutlich zu sinken.

Der rapide Preisanstieg in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2021 ist kein Einzelphänomen. Auch in der Eurozone ist die Inflationsrate im Juli mit 2,2 Prozent auf den höchsten Wert seit 2018 gestiegen. Noch eklatanter ist der Preisschub in den USA: Dort haben die Verbraucherpreise im Juli um 5,4 Prozent zugelegt, wie das amerikanische Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. Schon im Juni verzeichnete die US-Wirtschaft dieselbe Teuerungsrate.

Die anziehenden Preise setzen die amerikanische Federal Reserve und die EZB unter Druck. Beide streben mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an. In normalen Zeiten müssten die Währungshüter nun beginnen, die lockere Geldpolitik zu straffen und auch über Zinserhöhungen nachzudenken. Doch weil die Unternehmen und - vor allem in der Eurozone - die Staaten von billigen Krediten abhängig sind, haben beide Zentralbanken inzwischen mit unterschiedlichem Maß entschieden, für eine Weile auch höhere Preissteigerungen hinzunehmen. Die Notenbanker argumentieren unter anderem, dass der aktuelle Preisschub vorübergehender Natur sei.

Tatsächlich gibt es einige Sonderfaktoren, die aktuell für höhere Preise sorgen: Weil Inflationsraten auf Jahresbasis verglichen werden, schlägt der massive Preisverfall des Vorjahres, ausgelöst durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, rechnerisch jetzt stark durch, da sich Wirtschaft und Preise wieder erholen. Zudem gibt es Produktionsengpässe in einigen Sektoren. Diese Knappheit führt zu höheren Preisen. In Deutschland sind die Mehrwertsteuersätze zum Jahreswechsel wieder auf das übliche Niveau angehoben worden, nachdem sie im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie gesenkt worden waren. Zudem wird seit Anfang 2021 eine CO₂-Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid fällig. In Deutschland legten im Juli die Preise für Heizöl um 53,6 Prozent und die für Kraftstoffe um 24,7 Prozent zu. Für Lebensmittel wurden im Schnitt 4,3 Prozent mehr fällig.

© SZ vom 12.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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