Bundesbank:Inflation bleibt sehr hoch

Bundesbank: Viele Lebensmittel sind teurer geworden. Die Inflation bleibt hoch.

Viele Lebensmittel sind teurer geworden. Die Inflation bleibt hoch.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Bundesbankpräsident Nagel erwartet deutlich höhere Leitzinsen. Das Institut selbst wird wohl über Jahre hinweg Verluste schreiben.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Bundesbankpräsident Joachim Nagel erwartet noch über den März hinaus "deutliche Zinsschritte" der Europäischen Zentralbank. "Der Höhepunkt der Teuerungswelle dürfte überschritten sein, doch wir erwarten, dass die Inflationsrate nur allmählich sinken wird. Der Preisdruck ist noch sehr hoch", sagte Nagel am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts. Nach fünf Anhebungen in Folge seit Juli 2022 liegt der für Banken relevante Einlagenzins im Euroraum bei 2,5 Prozent. Für die EZB-Sitzung am 16. März haben die Währungshüter eine weitere Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt.

Dass der Preisdruck noch sehr stark ist, belegen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts. Demnach ist die Inflationsrate in Deutschland im Februar mit 8,7 Prozent überraschend hoch ausgefallen, wie die Behörde ebenfalls am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist derselbe Wert wie im Januar - Ökonomen hatten auf Monatssicht einen leichten Rückgang erwartet. Erneut legten die Energie- und Lebensmittelpreise deutlich zu. Im Jahr 2022 betrug die Teuerungsrate in der Eurozone 8,4 Prozent - das war so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Währungsunion. "Die Inflation ist noch lange nicht besiegt. Es braucht weitere, kräftige Leitzinserhöhungen, um das Inflationsproblem mittelfristig zu lösen", sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

Um die Inflation in den Griff zu bekommen, hat die EZB in den vergangenen acht Monaten die Leitzinsen in einem nie dagewesenen Tempo angehoben. Doch die abrupte Zinswende hat einen Nebeneffekt: Die Bundesbank dürfte auf Jahre hinaus Verluste machen. Einen Vorgeschmack gab es mit dem Jahresabschluss 2022. Die Bundesbank schloss das vergangene Jahr mit einer Null ab. Einen Verlust konnte man aber nur dadurch vermeiden, indem man rund eine Milliarde Euro aus der Risikovorsorge abzweigte. Fest steht damit: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) erhält kein Geld. Über Jahre hatte das Bundesfinanzministerium im Bundeshaushalt traditionell einen Bundesbankgewinn in Höhe von 2,5 Milliarden Euro eingeplant. Noch 2019 überwies die Bundesbank 5,8 Milliarden Euro. Die Zeiten sind vorbei.

Die Bundesbank hat jetzt noch einen Verlustpuffer von 19,2 Milliarden Euro. Doch der könnte schon bald abschmelzen. Die Währungshüter müssen die Notenbankguthaben der Geschäftsbanken inzwischen mit 2,5 Prozent verzinsen. Zum Vergleich: Bis zum Frühsommer 2022 mussten die Kreditinstitute noch einen "Strafzins" an die Bundesbank entrichten. Jede weitere Leitzinserhöhung erhöht die Belastung für die Währungshüter, die auch durch Einnahmen aus den Anleihegeschäften nicht mehr ausgeglichen werden können. "Auf der Grundlage verschiedener Berechnungen dürfte unsere Risikovorsorge auch im laufenden Jahr noch ausreichen. In den Folgejahren werden die Belastungen unsere finanziellen Puffer aber wahrscheinlich übersteigen", sagte Nagel. "In diesem Fall werden wir einen Verlustvortrag ausweisen." Den letzten Verlust meldeten die deutschen Währungshüter im Jahr 1979.

Anders als Geschäftsbanken streben Notenbanken keine Gewinne an - und können auch nicht im herkömmlichen Sinne zahlungsunfähig sein, so die Bank für Internationalem Zahlungsausgleich (BIZ) in einem aktuellen Fachaufsatz. Die sogenannte Zentralbank der Zentralbanken mit Sitz in Basel weiß, warum sie das Thema gerade jetzt aufgegriffen hat: Sehr viele Notenbanken werden demnächst Verluste melden.

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