Infineon:Würstchen und Spätzle

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Die Zahlen sind gut. Die Infineon-Aktionäre sind zufrieden - und klagen nur über die Verpflegung.

Von Christoph Giesen, München

Am Dienstag noch war es plötzlich ganz still im großen Saal der Münchner Messe gewesen. Gerade hatte auf der Bühne ein Vertreter von Siemens erklärt, Osram-Chef Olaf Berlien nicht zu entlasten. Der offene Bruch zwischen Siemens und seiner ehemaligen Lichtersparte Osram - einer der spektakulärsten Momente auf einer Hauptversammlung seit Langem.

Zwei Tage später ist der Ort zwar derselbe, alles wurde umdekoriert. Es s teht auch eine Hauptversammlung an und wieder hat eine Siemens-Ausgründung geladen: diesmal der Chiphersteller Infineon. Um Geld zu sparen, haben die beiden ehemaligen Siemens-Töchter in diesem Jahr die Messehalle gemeinsam gemietet und ihre Aktionärstreffen kurz nacheinander abgehalten. Nennenswerten Zoff gab es aber nur bei Osram: Die Zahlen, die Infineon seinen Aktionären präsentiert, sind gut, International Rectifier, die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte, wurde nach nur einem Jahr integriert. In seiner Rede bekräftigt Infineon-Chef Reinhard Ploss seine Wachstumsprognose. Im laufenden Geschäftsjahr werde der Umsatz bei Deutschlands größtem Chiphersteller trotz schwacher Branchenaussichten um etwa 13 Prozent zulegen, verspricht er. Der operative Gewinn werde bei einer Milliarde Euro liegen, die Betriebsrendite bei etwa 16 Prozent.

"Ich habe zwei Tassen Kaffee getrunken und ein Croissant gegessen", sagt der Chef

"Der aktuelle Auftragseingang sowie die langfristigen Wachstumstreiber in allen unseren Geschäftsbereichen stimmen uns zuversichtlich. Infineon wird das angepeilte Ergebnis erreichen", sagt Ploss. Die Konjunktursorgen in China würden Infineon nicht so stark belasten wie befürchtet. "Ein großer Teil unserer Halbleiter, die wir nach China liefern, werden in Produkte eingebaut, die für den Export bestimmt sind. Deshalb hängt unser Geschäft nicht so stark von der chinesischen Binnenkonjunktur ab", erklärt Ploss. Dann gibt es Applaus. Was waren das nicht früher für turbulente Hauptversammlungen bei Infineon - kein Wunder, schließlich schrammte die Firma vor einigen Jahren nur knapp an der Insolvenz vorbei. Viele Aktionäre erinnern sich auch noch an die Kampfabstimmung um den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden.

Schon gegen Mittag sind alle wichtigen Fragen geklärt. Nun sind diejenigen, die auf fast jeder Hauptversammlung das Wort ergreifen, an der Reihe. "Wir wollen ein Mittagessen", beschwert sich ein Rentner. Die angebotenen Würstchen und Spätzle, nein, das reiche ihm nicht. Im kommenden Jahr wolle er mindestens "Fleisch mit Soße" sehen, fordert er und fragt, was Aufsichtsrat und Vorstand zu essen bekämen. Infineon-Chef Ploss entgegnet, dass eine Hauptversammlung nun einmal kein Restaurant sei und gibt zu Protokoll: " Ich habe zwei Tassen Kaffee getrunken und ein Croissant gegessen." Ansonst haben sie bei Infineon derzeit offenbar keine echten Probleme.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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