Infineon:"Skandal unter den Teppich gekehrt"

Ähnlich wie bei der VW-Affäre gerät auch bei Infineon der Aufsichtsrat in die Schusslinie. "Man hat den Eindruck, dass die interne Kontrolle nicht funktioniert", kritisierte Wolfgang Müller von der IG Metall.

"Der Aufsichtsratsvorsitzende Max Dietrich Kley hat das ganze unter den Teppich gekehrt", meint ein Kenner des Unternehmens.

Max Dietrich Kley AP

Max Dietrich Kley steht als Vorsitzender des Aufsichtsrats in der Kritik.

(Foto: Foto: AP)

Infineon-Experte Wolfgang Müller von der IG Metall kritisiert: "Man hat den Eindruck, dass die interne Kontrolle nicht funktioniert." Die Hinweise seien offenbar früh genug da gewesen, es sei schleierhaft, warum der Konzern nicht reagiert habe.

Infineon selbst räumte ein, dass die Schmiergeld-Vorwürfe gegen den zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz bereits seit mehr als einem Jahr bekannt sind. Interne Untersuchungen hätten aber keine Belege erbracht.

Durchsuchung brachte Stein ins Rollen

Konsequenzen wurden daher erst nach einer umfangreichen Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft gezogen. Die Affäre schwelt schon seit Monaten, mit von Zitzewitzs Rücktritt erreichte sie einen ersten Höhepunkt.

Die Staatsanwaltschaft hatte erklärt, der Verdacht dass der Vorstand 259.000 Euro Schmiergeld für der Vermittlung von Sponsoring-Verträgen bekam, habe sich erhärtet.

Angesichts der hohen Vorstandsgehälter sei die Summe vergleichsweise klein, sagt Müller von der IG Metall. Wenn sich die Vorwürfe tatsächlich bewahrheiten sollten, gelte daher: "Wie man so gierig sein kann, das Taschengeld dann auch noch mitzunehmen, das ist schon obszön."

Aufsichtsrat hält sich bedeckt

Aufsichtsratschef Kley hält sich bisher bedeckt. In einer Pressemitteilung erklärte er zwar, der Aufsichtsrat nehme den Rücktritt an. Weiter nahm er aber keine Stellung. "Wir werden uns zu einem schwebenden Verfahren nicht äußern."

Die Wurzeln der Korruptionsaffäre reichen weit zurück und berühren fast alle Themen, die Infineon zu einem der schillerndsten Unternehmen im DAX gemacht haben: Den Rausschmiss des früheren Vorstandschefs Ulrich Schumacher im vergangenen Jahr, die Intrigen, die dazu geführt haben sollen und das Motorsport-Engagement des Konzerns, das vor allem als Hobby Schumachers angesehen wurde.

Ins Rollen gebracht hat die Affäre Udo Schneider gebracht, Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting. Schneider berichtete Anfang des Jahres bei einer Verhandlung vor dem Münchner Landgericht von Zahlungen an von Zitzewitz.

Abhängigkeiten im Vorstand

In Branchenkreisen wird verbreitet, dass sich Schneider schon im April 2004 an Schumacher gewandt habe, weil ihm die Sache zu heiß geworden sei. Schumacher habe dann sofort Kley kontaktiert und ihm die Angelegenheit übergeben.

Dieser habe aber nicht wirklich etwas unternommen. Als Schumacher abgesägt wurde, habe Kley vielmehr die Unterstützung von Zitzewitzs gebraucht. Kley führte das Unternehmen nach dem Rausschmiss Schumachers fünf Monate lang kommissarisch selbst.

Die Staatsanwaltschaft wollte im Rahmen ihrer Ermittlungen als Zeugen auch Schumacher befragen. "Er konnte aber nicht vernommen werden, da er sich in Urlaub befand", erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld.

Aus dem Umfeld Schumachers heißt es, dieser sei eher verärgert, dass sein Name nun im Zusammenhang mit der Affäre auftauche. Das Kapitel Infineon sei für ihn abgeschlossen.

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