Infineon: Ex-Chef Schumacher vor Gericht:Schatten der Vergangenheit

Der Prozess gegen Ex-Chef Ulrich Schumacher sorgt bei Infineon für Unruhe - dabei ist der Konzern erstmals seit langer Zeit wieder auf einem gutem Weg.

Thorsten Riedl

An diesem Montag nimmt Ulrich Schumacher beim Münchner Landgericht auf der Anklagebank Platz - und dann wird schmutzige Wäsche gewaschen: Darin sind die Ränkeschmiede des Chipherstellers Infineon und der Ex-Chef aus den Zeiten der New Economy Weltspitze. Schumacher wird vorgeworfen, Hunderttausende Euro Schmiergeld angenommen zu haben. Zunächst sind 15 Verhandlungstage angesetzt, mehr als 30 Zeugen geladen.

Der ehemalige Infineon-Chef Ulrich Schumacher muss sich in München vor Gericht verantworten. (Foto: Foto: dpa)

Der Manager bestreitet seine Schuld. Wie immer der Prozess ausgehen wird, welche Details auch ans Licht kommen: Infineon sei angeraten, den Schatten aus der Vergangenheit im Tagesgeschäft wenig Bedeutung beizumessen. Der Konzern ist erstmals seit langer Zeit wieder auf einem gutem Weg. Es gibt sogar Investoren, die der Infineon-Führung um Peter Bauer wieder vertrauen. Ein echtes Novum.

Bis Ende vergangenen Jahres war das alles ganz anders: Der Kurs der Infineon-Aktie war um mehr als 99 Prozent gefallen seit den Tagen des New-Economy-Booms. In diesem Frühjahr wurde der Chiphersteller sogar als Pleitekandidat gehandelt, es war die Rede von Staatshilfe. Nun sieht alles so aus, als wäre der Umschwung gelungen.

Die Umschuldung ist geglückt, der bevorstehende Aufschwung am Chipmarkt und eine gesunde Nachfrage nach Handys mit Internetanschluss auch in diesen Zeiten tun ihr Übriges. Der Wiederaufstieg in den Börsenindex Dax hat geklappt. Schon ist die Rede von Zukäufen am Campeon, dem Infineon-Hauptsitz. Der Unruhe durch den Prozess in den kommenden Wochen zum Trotz: Vielleicht wird aus Infineon im zehnten Jahr des Bestehens ja doch noch ein ganz normales Unternehmen.

© SZ vom 14.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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