Infineon:Aktionäre für Qimonda-Aktien als Sachgeschenk

Die Aktionäre des Halbleiterherstellers haben ihrem Ärger Luft gemacht und den Vorstand attackiert: Sie wollen endlich eine Lösung für die Speicherchiptochter Qimonda.

Aufsichtsrat und Aktionäre des Halbleiterherstellers Infineon machen Druck auf die Unternehmensführung. Die anhaltenden Verluste des Konzerns seien unbefriedigend, sagte Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley auf der Hauptversammlung.

Infineon: Halbleiterhersteller Infineon ist immer noch nicht wieder auf Kurs - den Aktionären fehlt langsam das Verständnis.

Halbleiterhersteller Infineon ist immer noch nicht wieder auf Kurs - den Aktionären fehlt langsam das Verständnis.

(Foto: Foto: ddp)

Es müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, Infineon endlich profitabel zu machen. "Wenn uns schon der Markt nicht hilft, dann muss auf der Kostenseite mehr geschehen", mahnte Kley.

Aktionärsvertreter drängen nach den jahrelangen Verlusten endlich auf Gewinne.

"Infineon macht es einem als Aktionär schwer, nicht die Geduld zu verlieren", sagte Verena Brendel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Vorstandschef Wolfgang Ziebart räumte ein, die Schwierigkeiten bei der Sanierung des Hauses unterschätzt zu haben.

"Ich bin sicher, wir sind auf dem richtigen Weg, aber der Weg ist weiter als wir dachten", sagte er vor rund 2500 Aktionären.

Das Management strenge sich an, um eine Trendwende herbeizuführen. "Wir sind noch nicht am Ende unserer Kärrnerarbeit."

"Warum stehen Sie eigentlich morgens auf?"

Infineon hatte im vergangenen Jahr vor allem wegen der hohen Verluste der Speicherchiptochter Qimonda einen Fehlbetrag von 368 Millionen Euro verbucht. Kleinaktionär Hans-Martin Buhlmann attackierte deshalb den Vorstand. "Das ist jeden Tag eine Million. Warum stehen sie eigentlich morgens auf?", griff er den scheidenden Finanzchef Peter Fischl an.

"Das desaströse Abschneiden hat nur eine Ursache, und die heißt Qimonda", sagte Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.

Die Speicherchiptochter, in der Infineon das riskante Geschäft mit DRAM-Chips gebündelt hatte, um sich selbst auf Logikchips zu konzentrieren, leidet unter einem drastischen Preisverfall.

Schwacher Dollar mitschuld

Der Markt sei gekennzeichnet durch starke Überkapazitäten, die das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage "aus den Fugen" gebracht hätten, sagte der scheidende Finanzchef Fischl. Mittlerweile hätten die Preise wieder leicht angezogen. Wie dauerhaft diese Entwicklung in dem schwankungsanfälligen Geschäft ist, bleibt allerdings abzuwarten.

Dem Unternehmen hatte auch der schwache Dollarkurs zugesetzt. Die Abwertung der US-Währung habe den Konzern im vergangenen Geschäftsjahr 470 Millionen Euro Umsatz und etwa 190 Millionen Euro im Betriebsergebnis (Ebit) gekostet, erklärte Fischl.

Und Infineon könnte weiter leiden. "Pro Cent Veränderung der Währungsparität verändert sich unser Ebit pro Jahr um circa acht Millionen Euro", sagte Ziebart mit Blick auf das Kerngeschäft ohne Qimonda.

Zweifelhaftes Aktiengeschenk

Ziebart bekräftigte, bis Anfang 2009 die Mehrheit an Qimonda loswerden zu wollen. An der Tochter hält Infineon derzeit noch 77,5 Prozent. Dabei sei der Vorstand auch in Kontakt mit möglichen Investoren. "Klar führen wir Gespräche. Wir können ja nicht nur zusehen."

Wer die Verhandlungspartner seien, wollte Ziebart nicht sagen. Die nach weiteren Anteilsverkäufen noch verbleibenden Qimonda-Aktien, die seit dem US-Börsengang im Sommer 2006 die Hälfte ihres Wertes verloren haben, sollen nach dem Willen des Managements im kommenden Jahr an die Infineon-Eigentümer verschenkt werden.

DSW-Vertreterin Brendel äußerte Skepsis, ob die Aktionäre sich auf diese Sachdividende freuen. "Ich bin nicht sicher, ob alle über dieses Geschenk so glücklich sein werden."

Dennoch war der großen Mehrheit die Aussicht auf Qimonda-Aktien lieber als ein weiterer Dividendenverzicht: Dem entsprechenden Vorschlag zur Satzungsänderung stimmte eine Mehrheit von 99,7 Prozent zu.

Die Eigner genehmigten zudem, dass Infineon seine Qimonda-Aktien im Tausch gegen eigene Titel auf dem Markt anbieten darf.

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