Industrie - München:VW-Tochter Traton legt gute Zahlen vor: Aber Sorge um 2020

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München (dpa) - Trotz einer aktuell guten Lage erwartet Volkswagens Lkw- und Bustochter Traton im kommenden Jahr scharfen Gegenwind. "Wir bestätigen unsere Ziele für 2019, bereiten uns aber gleichzeitig intensiv auf ein deutlich schwierigeres Umfeld im Jahr 2020 vor", sagte VW-Nutzfahrzeugvorstand und Traton-Chef Andreas Renschler am Montag in München. Auch Volkswagen-Finanzchef Frank Witter hatte bereits vergangene Woche gewarnt, dass das Geschäft mit schweren Nutzfahrzeugen wegen konjunktureller Probleme schwieriger werde. Weltmarktführer Daimler hatte jüngst seine Prognosen für den Bereich senken müssen.

Der Auftragseingang bei Traton ging in den ersten neun Monaten 2019 um sechs Prozent auf knapp 170 000 Lkw und Busse zurück. Für das kommende Jahr rechnet Unternehmenschef Renschler in Europa sogar mit einem Rückgang des Marktes um 10 bis 20 Prozent.

Je nachdem, wie der Abschwung aussehe, könne Traton zunächst mit dem Abbau von gut gefüllten Arbeitszeitkonten und der Reduktion von Leiharbeit reagieren, sagte Renschler. Im Falle einer ungünstigeren Entwicklung sind einer Präsentation zufolge aber auch Kurzarbeit und Kostensenkungen bei Investitionen sowie in der Entwicklung denkbar.

Bei der zu Traton gehörenden Marke MAN wird bereits auf die rückläufige Konjunktur reagiert. Am Montag teilte das Unternehmen mit, in den Lkw-Werken München, Steyr und Krakau sowie an den Komponentenstandorten Nürnberg und Salzgitter die Produktion zu drosseln. Dazu wird in Krakau die zweite Schicht gestrichen, in den restlichen Werken der Takt verlängert. In Nürnberg sind für das vierte Quartal zusätzlich einzelne Schließtage und Schichtausfälle geplant. Auch die Zahl der Leiharbeiter an den Standorten soll sinken.

An der Börse wurden die Zahlen von Traton positiv aufgenommen: Die Aktie lag am Nachmittag deutlich im Plus. Experten rechnen bereits seit längerem mit einem Abschwung in der Branche. Aktuell läuft es zudem noch rund bei den Traton-Marken Scania, MAN und der brasilianischen VW-Nutzfahrzeugtochter Volkswagen Caminhões e Ônibus. In den ersten neun Monaten setzte der Verbund mit 179 100 Fahrzeugen 8 Prozent mehr ab als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 6 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich legte das Nettoergebnis um 18,5 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro zu.

Konkurrent und Weltmarktführer Daimler verkaufte in den ersten neun Monaten 390 694 Lkw und Busse - und damit mehr als doppelt so viele Fahrzeuge wie Traton. Daimler ist vor allem auf den wichtigen Logistikmärkten in Nordamerika und Asien stark vertreten, während Traton in Europa und Südamerika stärker ist. Volkswagen hatte Traton Ende Juni an die Börse gebracht, hält aber weiter knapp 90 Prozent.

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