Hannover Messe:Unruhe im Maschinenbau

Hannover Messe: Zur Eröffnung der Hannover Messe treten Menschen auf - und natürlich auch: Maschinen.

Zur Eröffnung der Hannover Messe treten Menschen auf - und natürlich auch: Maschinen.

(Foto: Axel Heimken/AFP)

Die Industrie will die Krisen hinter sich lassen. Aber einfacher wird es nicht, dafür gibt es zu viele dringende Themen - von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bis hin zum Klimawandel.

Von Elisabeth Dostert, Hannover

Drei Jahre Corona-Einschränkungen, drei Jahre, in denen sich die Welt weiter drehte. Eine lange Zeit, in der die Herausforderungen für die deutsche Industrie immer gewaltiger wurden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jedenfalls konnte es wohl kaum erwarten. "Ich bin sehr froh, dass es wieder los geht mit der Hannover Messe", sagte er am Sonntagabend zum Start. Eine Messe, bei der es um vieles geht. Von der internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts bis hin zum Umbau der Wirtschaft in Richtung CO2-Neutralität.

Die Wünsche der Industrie lassen sich in lange Reden fassen oder in einen einzigen Satz. "Wir brauchen einen Ruck", sagt Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender von DMG Mori, ein Maschinenbauunternehmen. Natürlich lässt es Thönes dann doch nicht bei einem Satz. "Wir brauchen mehr Spaß am Neuen", sagte der Manager am Sonntag beim Wirtschaftsforum des Bundesverbandes der deutschen Industrie in Hannover. "Wir sind zu verhalten. Die Amerikaner sind mutiger."

Da ist Thönes in Hannover am richtigen Platz, denn dort findet in den nächsten Tagen die Hannover Messe statt. Da wollen die Unternehmen zeigen, was sie können, die besten Innovationen. Und davon braucht es in den nächsten Jahren jede Menge. "Es wird sich ganz viel ändern", sagt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm und warnt vor Bestandswahrung und davor, nur auf eine technologische Option zu setzen, "wir brauchen ein breites Optionenspektrum".

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, "wie verwundbar Deutschland ist", sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm: "Wir haben gezeigt, dass wir Krise können. Wir sind mit den Herausforderungen ganz gut zurechtgekommen - im Nachhinein betrachtet." Zwar bleibe die Welt unsicher, sagt Russwurm. Es sei nun aber an der Zeit, vom Krisen- in den Transformationsmodus umzuschalten. Vergleiche mit dem Vorkrisenmodus mag der ehemalige Siemens-Manager nicht. Er fordert, sich mit anderen Ländern und Wettbewerbern zu vergleichen. Da hat Russwurm "dynamische Lücken" ausgemacht. "Wir müssen uns schon anstrengen."

Und der Lobbyist glaubt auch ausgemacht zu haben, was die Dynamik bremst. Es gebe in Deutschland zu viel Bürokratie und "Misstrauensregulierung". Russwurm fordert einen anderen Umgang mit Innovationen. In einer Welt ohne Risiko wolle er nicht leben, sagt er: "Man kann sich eine Gummizelle bauen, aber es macht keinen Spaß darin."

Auf der Hannover Messe wolle die Industrie in diesem Jahr "mit Manufacturing X ein neues Kapital von Industrie 4.0" aufschlagen, sagte Gunther Kegel, Präsident des Elektro- und Digitalverbandes ZVEI und Vorstandschef von Pepperl + Fuchs. Es gehe darum, sich über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus zu vernetzen. Mit Manufacturing-X solle ein "europäischer, sicherer und vertrauensvoller Datenraum" aufgebaut werden. Bislang scheiterten die notwendigen Projekte zur Datenintegration häufig an den "astronomischen Kosten", so Kegel.

Manufacturing X mit einem genormten Datenmodell werde die Kosten dramatisch senken und viele digitale Geschäftsmodelle attraktiver machen. Diese dienten in erheblichem Umfang den großen Herausforderungen: Resilienz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Für Kegel ist die Energiewende "in Wirklichkeit vor allem eine Energieeffizienzwende." Allein durch den Zubau von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie sei die Energiewende nicht zu schaffen.

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