Industrie - Frankfurt am Main:Ob Handy oder Auto: Chipkrise sorgt für Produktionsengpässe

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Ob beim Handy- und Notebookhersteller Shift oder dem Autozulieferer Schunk: Auch bei Unternehmen in Hessen macht sich der Chipmangel bemerkbar. Wegen der Knappheit bei Halbleitern komme es etwa bei der Herstellung von Handys und Notebooks zu längeren Produktions- und Lieferzeiten, teilten die Geschäftsführer von Shift, Carsten und Samuel Waldeck, mit. "Aber auch die Entwicklungszeiten von unseren Geräten dauern länger."

"Eigentlich sollte unser neues Shift im September an den Start gehen", erklärten sie. Wegen der Chipkrise habe sich die Auslieferung der Geräte allerdings auf November verzögert. Höhere Preise drohen den Kunden des Familienunternehmens mit Sitz in Wabern-Falkenberg bislang nicht. Langfristig können die Brüder Waldeck eine Erhöhung jedoch nicht ausschließen, sollten auch die Kosten für die Halbleiter weiter steigen.

Als Produzent und Abnehmer der Chips leide die Elektrobranche ganz besonders unter der Krise, erklärte der Geschäftsführer des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), Wolfgang Weber. "Die Materialknappheit ist seit Monaten mit Abstand das größte Produktionshindernis in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie." Doch auch die Autobranche ist von der Krise betroffen. Die Schunk-Gruppe mit Sitz im mittelhessischen Heuchelheim, die Autohersteller etwa mit kleinen Bauteilen beliefert, wird durch Lieferengpässe ausgebremst, wie mehrere Medien berichteten.

Einen Grund für den Halbleitermangel sieht Jan-Patrick Harms vom Verband Hessenmetall in der Pandemie: "Wegen Corona waren einige Häfen in China komplett gesperrt." So sei es zu Lieferschwierigkeiten und knappen Transportkapazitäten von Asien nach Europa gekommen, ergänzte ZVEI-Geschäftsführer Weber. Neben Chips fehle es zum Beispiel auch an Vormaterialien und Bauteilen für viele Haushaltsgeräte. Und das Zurückfahren der Produktion habe Folgen: "Nicht jeder Kunde kann derzeit damit rechnen, sein Wunschgerät wie gewohnt gleich mitnehmen zu können oder innerhalb der gewohnt kurzen Frist geliefert zu bekommen", sagte Weber.

Da die meisten Produktionsteile aus Asien kommen, bestehe "eine relativ große Abhängigkeit von einigen Herstellern", sagte Hessenmetall-Vertreter Harms. Weber forderte, in Deutschland und Europa dringend neue Produktionskapazitäten für Halbleiter zu schaffen. Außerdem appellierte er an die künftige Bundesregierung, europäische Projekte im Bereich der Mikroelektronik und Kommunikationstechnologie schnell auf den Weg zu bringen, um die Produktion eigener Halbleiter voranzutreiben.

Weber schätzt, dass der Chipmangel die unterschiedlichen Branchen noch lange beschäftigen wird: "Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen noch bis ins nächste Jahr hinein spürbar sein werden."

© dpa-infocom, dpa:211011-99-552777/2

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