Indizes:Aus dem vorigen Jahrtausend

Börse "Wall Street" (NYSE) in New York

Vor der New Yorker Börse steht die Statue des "Fearless Girl", des angstfreien Mädchens.

(Foto: Angela Weiss/AFP)

Der Aktiensplit von Apple legt die Schwächen des Dow Jones offen.

Von Max Müller, Berlin

Der Legende nach gibt es ein "Dow-Fieber". Eine Krankheit, die dann ausbricht, wenn der US-amerikanische Leitindex fällt. Niedriger Dow, hohes Fieber. Zweifelhaft war der Zusammenhang schon immer. Nun wird die Erzählung endgültig zum Mythos. Denn der Dow bildet die wirtschaftliche Realität schon lange nicht mehr adäquat ab, das kritisieren Finanzexperten. Wie anachronistisch der Dow ist, hat nun der Aktiensplit von Apple offengelegt.

Das Unternehmen aus dem Silicon Valley viertelt seine Aktien. Wer vorher eine Apple-Aktie hatte, besitzt nun vier Aktien. Apple möchte durch den Aktiensplit für Privatanleger attraktiver werden. Der Preis einer Aktie ist nun erheblich erschwinglicher - von 400 ist er auf 100 Euro gefallen. Das Gewicht von Apple im Dow ist ebenfalls kleiner geworden, von elf auf unter drei Prozent. An dieser Stelle setzen die Kritiker an. Der Index ist preisgewichtet. Das bedeutet: Das entscheidende Kriterium ist der Preis einer Aktie. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Aktien ein Unternehmen ausgibt. Apple verliert deshalb erheblich an Gewicht im Dow, obwohl das Unternehmen nicht an Wert verloren hat.

Dass das so ist, hat etwas mit dem Ursprung des Dow zu tun, der im Jahr 1896 gegründet wurde. Das Ziel ist es, den Wert einer Durchschnittsaktie zu bestimmen, nicht die wirtschaftliche Gesamtsituation darzustellen. So werden die Aktienwerte der im Dow enthaltenen Unternehmen addiert und dann durch einen flexiblen Divisor geteilt.

Andere Indizes, wie zum Beispiel der deutsche Leitindex Dax oder der Technologie-Index Nasdaq, unterliegen einer anderen mathematischen Herangehensweise. Diese Indizes zeigen die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, weil sie sowohl den Wert einer Aktie als auch die Anzahl der ausgegebenen Anleihen erfassen.

Börsenexperten kritisieren schon lange das angestaubte Image des Dow. "Der Dow Jones ist ein viel zu kleiner Spiegel für die US-Wirtschaft", sagt Jens Ehrhardt von der Fondsgesellschaft DJE. "Niemand würde heute auf die Idee kommen, so ein Börsenbarometer zu kreieren."

Dennoch ist der Dow in der medialen Betrachtung immer noch wichtig. Für viele Menschen ist er der Indikator für die wirtschaftliche Situation. Das könnte sich nun ändern. "Für Privatanleger ist der Dow nicht geeignet", sagt Adrian Roestel, Vermögensverwalter bei Huber, Reuss und Kollegen. "Wenn sie den amerikanischen Aktienmarkt abbilden wollen, sollten sie lieber auf den S&P 500 setzen." Er umfasst 500 Titel, im Dow sind nur 30 Unternehmen vertreten. Und auch dieser Ausschnitt wird kritisiert. So ist beispielsweise Amazon, eines der wertvollsten Unternehmen weltweit, nicht im Dow vertreten.

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